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130 KAPITEL2. KINDHEIT
das elterliche Anwesen natürlich mein Lebenszentrum, an deren Gestaltung wir Kinder
auch nicht unerheblich beteiligtwurden.
Diese Beteiligung begann schonmit der Zimmeraufteilung. Da, wie inAbschnitt 2.4.1
erwähnt, aufgrund der angespannten Finanzsituation der Raum im Südanbau bis etwa
1952 imRohbau blieb, waren in derWohnung vier Zimmer und eine schöneWohnküche
verfügbar.WiederumausfinanziellenGründenvermietetenmeineElterneinenderRäume
vor allem in den ersten Jahren zeitweise als privates Übernachtungsquartier bzw. als
Studentenzimmer. Dadurch blieb für mich in solchen Fällen immer nur ein Schlafplatz
beispielsweise imWohnzimmerübrig.Kurz, ichhattedamalsnichtwirklicheinZimmerfür
michundübernachtetenachmeinerErinnerungjenachLage ineinerderdreiWestzimmer,
im Falle von zusätzlichen Übernachtungsgästen auch einmal imGräbele zwischen den
Eltern.
Unter denUntermietern ragt vor allemHerr vonEngelberg heraus.Erwar aus allerbe-
stem,vermögendemHauseundeinattraktiver jungerMann. Ihmundseiner (wohl) späte-
renFamiliewurde imFotoalbum sogar eine ganze Seite gewidmet.130Dies läßt erkennen,
daß er sichbei uns durchauswohlfühlte undauch später noch gelegentlicheKontaktemit
meinenElternpflegte.Erwarmirdannzueinermeiner inKürzegeschildertenAktivitäten
auch besonders nützlich, worauf ichweiter unten noch zu sprechen kommenwerde.
Ein andererÜbernachtungsgast brachtemich in ärgsteVerlegenheit, alsmeineMutter
an einemMorgen vor dessen Versorgungmit einemFrühstück ausnahmsweise das Haus
verlassenmußteund leichtsinnigerweisedieVerantwortungdafürmirübertrug. Ichmußte
dannwohl zumerstenMal inmeinemLeben selbstBohnenkaffee durch denFilter laufen
lassen und versuchte es als sparsamer Mensch vorsichtshalber mit so wenig Pulver wie
möglich:dasErgebniswar leichtangebräuntesWasser.DerGast trug'smitHumor, freute
sichübermeinenEiferundzahlteanstandslosdenansehnlichenMesseübernachtungspreis.
MeineweitereMitwirkungamHaushaltsgeschehenbestandimWinter inderBefeuerung
desgroßenKoksofens imBadezimmer, indemproTagdreibis fünfEimerKoksverglühten.
Die Eimermußten imHinterhaus gefüllt und in den ersten Stock getragen werden. Das
verursachte etlichen Staub, auch in derWohnung. Abstauben war deshalb eine weitere
regelmäßigeTätigkeit, fürmeine Schwester oft schonmorgens noch vor der Schule. Kein
Teenagerwürdesichdasheutenochgefallen lassenundverständlicherweisegabesdarüber
zwischendenbeidenDameninderFamilie immerwiederauchZoff.HinzukamenAufträge
wie Kehren der Stiege oder des Hofes, Bohnern des Linoleumbodens, Blumengiesen, im
130FAHB5, S.51.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427