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3.1. ENDEDERGYMNASIALZEIT 165
Philharmoniker sowieKomponist vonOpernundanderenMusikwerken.12DieBegegnung
mit interessanten Schülern aus anderenKlassenmachte denReiz an derMitwirkung im
Schulorchester ebenso aus wie die Bewährung bei Aufführungen vor Publikum, die zur
Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit sicher einen wichtigen Beitrag leistet, von der
Freude am gemeinsamenMusizieren ganz zu schweigen. Nach einer mehrjährigen Pause
erhieltenwir in der zweitenHälfte der neuntenKlasse auchwiederMusikunterricht, stu-
diertendabeiGregorianischeGesängeebensowiedenRavelschenBolero.Es istdaseinzige
Fach, in dem ich imAbiturzeugnis die bestmöglicheBewertung sehr gut erreichte.
Insgesamt ergibt sich aus fachlicher Sicht also das Bild einer erfolgreichen und frucht-
barenSchulzeit an einemvergleichsweise sehr gutenGymnasium, andemweit vormeiner
Zeit so bekannte Persönlichkeiten wie RichardWillstätter,13 EmmyNoether und Hugo
Distler ihrAbitur absolviert hatten.DasMotto dieser Schule lautet seit ihrerGründung:
Etmusis et vitae (denMusenunddemLeben).BeideZielsetzungenwurdenbeimir voll
entfaltet.DieDurchschnittsnotemeinesAbiturzeugnisses ergab sich schließlich zu2,5, für
damalige Verhältnisse ein durchaus recht guterWert, mit dem das Tor zu allen erdenk-
lichen Berufsperspektiven weit offenstand. Der Erfolg hat vielleicht auch meine Lehrer
überrascht, diemir imAbiturzeugnis sehr große[r] Zielstrebigkeit bescheinigten.
Auchdie erreichte fachlicheBasis hat sich ausmeiner Sicht für das ganzeLebendurch-
aus als so tragfähig in dem Sinne erwiesen, daß allesWeitere dann bedarfsorientiert er-
arbeitetwerdenkonnte.Meine infolge vielerGelegenheiten eingeübte unddadurchweiter
entwickelte Fähigkeit zur Reflexion sehe ich dabei als entscheidend für solche späteren
Erarbeitungen an. Insgesamt war mein am Ende der Schulzeit natürlich noch sehr ru-
dimentär ausgeprägtesWeltbild tief in der abendländischenTradition verwurzelt und in
jedemFall soweit ausgereift, daß ich vor allem in der Lagewar, eine fürmich vernünftige
Richtung für denweiteren Lebensverlauf nach demAbitur einzuschlagen. Sicher gäbe es
imEinzelnen amUnterricht unserer Schule auch Einiges zu kritisieren, wie an einzelnen
Stellen indenvorangegangenenSchilderungenbeiläufigbereits angeklungen ist.Beispiels-
weise hatte ich zu jenemZeitpunkt noch immer nicht von irgendjemandemauchnur eine
leisesteAndeutung hin zu denWissensgebieten erhalten, die dann spätermeinen berufli-
chenWegvoll ausgefüllthaben. IndiesemBuchsoll es abernichtumdasKonzept für eine
12Telefonat desAutorsmit ihmam20.10.2015.
13In der folgendenVeröffentlichung findet sich auf S.9 einGrußwort der Enkelin Carol Bruch vonRi-
chardWillstätter:Willstädter-GymnasiumNürnberg (Hrsg.), 150 JahreWillstädter-Gymnasium Fest-
schrift, 2014.
Noether war nicht Schülerin an dieser Schule, sondern legte dort nach dem Studium als Gasthöre-
rin an den Universitäten Erlangen und Göttingen 1903 nur das Abitur ab, weil Mädchen zu jener
Zeit zum Gymnasium generell nicht zugelassen waren (http://www.willstaetter-gymnasium.de/unsere-
schule/schulchronik/emmy-noether.html, Zugriff 25.9.2016).
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427