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186 KAPITEL3. ZIELSUCHE
ImRückblick möchte ich dieses Beispiel für eine kleine Lehre heranziehen. Schon bis
hierher inmeiner Lebensbeschreibung ist wohl offensichtlich geworden, daß ichmit brei-
test angelegten Interessen unzählige Aktivitäten ausübte und mich dadurch unter den
Gleichaltrigen deutlich heraushob, die bis auf wenige Ausnahmen immer eine wesentlich
ruhigere Kugel schoben. Es war daher nicht von Ungefähr, daß ich genau durch dieses
reicheErfahrung Sammeln zunehmend vergleichsweise lebenstüchtiger und leistungsfähi-
ger in einemsehr breitenSinnewurde.Denn jedeneue, bewußt durchlebte undgründlich
verarbeiteteErfahrungbringtDicheinStückweiter.ZwarmageinKameradweiterals ich
gesprungen sein, ein weiterer eine bessere Lateinnote erzielt haben, ein dritter mag sein
Musikinstrument noch besser beherrscht haben, gleichwohl konnte ich zunehmend und
immer wieder erfahren, daß ich in der Breite niemandem von ihnen nachstand, sondern
imGegenteil denmeisten in den für das persönliche und gesellschaftliche Lebenwirklich
wichtigenAspektenmichüberlegen fühlen konnte unddaherweder vor anderennochvor
irgendwelchen Aufgaben ängstlich zurückschreckenmußte. Diese persönliche Stärke hat
durch meine weiter fortgesetzten Anstrengungen in bewußt gesuchten und daher nicht
nachlassendenHerausforderungender folgendenJahrzehnte noch erheblich zugenommen.
Daß diese Stärke für manche meiner Mitmenschen auch ein Problem darstellt, darauf
werdenwir im späterenVerlauf nochmehrfach zu sprechen kommen.
Neben dem bereits besprochenen Tennis war Skifahren die Sportart, deren Beherr-
schung ich weiterhin zu verbessern suchte. Zusammenmit der bei der Beschreibung der
EnglandreisebereitsgenanntenUrsulaRegelein schloß ichmich imWinter1955einervom
EibacherChristlichenVereinJungerMänner (CVJM)organisiertenSkifreizeit inRiezlern
auchdiesmalwieder imKleinenWalsertal an.Sie istmirvorallemwegenderdabeiunter-
nommenenausgedehntenSkitouren inbesterErinnerung, die von einemSkilehrer geleitet
wurden. Beispielsweise sind wir damals mit Fellen an den Skiern zum Ifen aufgestiegen
und von dort im Tiefschnee abgefahren. Heute gibt es dort eine Bergbahn, die solche
prägendenErlebnisse für jungeMenschenquasi vonvorneherein ausschließt.Eineweitere
Tour führte uns zur Schwarzwasserhütte, wo ich unabsichtlich die Zeche geprellt habe.
Damals immer noch sehr schüchtern habe ich unter denTeilnehmerinnen derFreizeit die
charmante Sybille Schimmelpfennig unverholen verehrt.47 Siewohnte inNürnberg in der
Siedlerstraße nicht allzuweit von uns, sodaß ich ihr auch nach dieser Freizeit noch einige
Male begegnete. Aber sie war etwas älter als ich und damit quasi außer Reichweite. Auf
zwei weitere Reisen zur Verfeinerungmeiner Skitechnik, die eine 1957 nach Aschau bei
Kirchberg in Tirol, die andere 1959 wieder nach Riezlern, werde ich unter einer jeweils
anderenThematik nochmalsweiter unten zu sprechen kommen.
47Die Seiten 10ff inFAWB3dokumentieren dieReise, S.13 speziellmeinen Schwarm.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427