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200 KAPITEL3. ZIELSUCHE
ich einen mit Hainbuchen eingerahmten Sitzplatz. Im aufkeimenden Stil der damaligen
Zeit wählte ich dessen Form nierenförmig.69 Die als Kohlenlager überflüssig gewordene
Gartenlaubewurde 1965 entfernt. Unser vormaligerNutzgarten veränderte sich dadurch
zu einem intensiv genutztenErholungs- undVergnügungsraum,nicht zuletzt auch für die
Mietpartei Ledermann imParterre desHauses.70
Das familiäreLebenveränderte sichdurchdenWeggangvonAnnelorenicht grundsätz-
lich, im Laufe der Zeit unmerklich jedoch immer mehr. Jeder von uns dreien ging sei-
nen eigenenPflichten nach.AnWochenendemachtenwir in denSommermonaten immer
nochgelegentlichegemeinsameAusflüge,71denen ichmichaltersgemäß jedochzunehmend
entzog.Wie imAbschnitt 2.5.3 schon festgestellt, war die dort beschriebene Reise nach
Hintertux imSommer1953die letztegemeinsameReisemitderganzenFamilie.Während
Annelore imSommer 1954 inEnglandweilte, verbrachenwir restlichendrei Familienmit-
glieder glücklicheWochen auf der Nordseeinsel Juist. Dort besuchte uns auch die schon
mehrfachgenannteFrauPählermit ihrenbeidenKindern.Mutmaßlich imRahmendieser
ReisebesuchtenwirauchHamburgunddiedortwohnenden früherenMieterHansmeier.72
MeinVater traf sichbei dieserGelegenheit auchmitdemzweitenBürgermeisterderHan-
sestadt, der damals seiner Partei FDP angehörte. Soweit ichmich recht erinnere, führte
im Sommer 1955 eine weitere wohl kleinere Reise der Familie diesmal ohneVater in die
GegendvonLenggries,wowir imIsartalbeiVorderriß imKarwendeleineschönegemeinsa-
meWanderungunternahmen, ander auchmeinPatenonkelLoni teilnahm. Indemwilden
Gelände durchquerten wir den Fluß, wobei meine Schwester einen Schuh verlor, den die
reisende Strömung unwiederbringlichmit sich fortriß. Das sind die Art von Erlebnissen,
die sich unserGedächtnis zur Vermeidung ähnlicher zukünftigerWidrigkeiten besonders
bleibend einprägt. Schließlich führte uns im Sommer 1955 eine erlebnisreiche Reise an
denwunderschönenOssiacher See inKärnten, diewir ohneAnnelore gemeinsammit der
befreundeten Familie Regelein unternahmen, deren beide Kinder Ursula und Peter ich
bereits bei denweiter obenbeschriebenenReisenmehrfach erwähnthatte.Daspreiswerte
Quartierwar zu jenerZeit noch ziemlich imRohbau,wasunsere fröhlicheStimmungaber
nicht schmälerte.DerKollegemeinesVaters dichtete zu dieser SituationZeilenwie: Am
Ossiacher tat's 'nenKracher oder Mit Säg'spähn' putzenwir denArsch und blasen den
69Nierentische waren damals sehr in Mode gekommen, was mutmaßlich eine technologische Ursache
hatte: mit den ersten rudimentären numerischen Steuerungen konnten entsprechende Formen erstmals
serienmäßig hergestellt werden. Nach Jahrhunderten mit überwiegend rechteckigen Tischformen ergab
sich hieraus eine erfrischendeAbwechslungsmöglichkeit.
70FAWB3, S.27 ua.
71FAWB3, S.16.
72FAHB5, S.52ff.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427