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214 KAPITEL3. ZIELSUCHE
Soweit also einige anektodischeErinnerungenanKontakte zubekanntenPersönlichkei-
ten.DasweiterobenerwähnteAlbumFAHB6mitausgewähltenZeitungsausschnittenund
Bildern ist vonHansBibel selbst angelegt. Es dokumentiert dahermutmaßlich auch eine
Auswahl vonThemen, die ihm besonders wichtig erschienen. Darunter ist beispielsweise
dievon ihminitiierteEtablierungeinesWirtschaftsreferenten fürNürnberg.Esgelang ihm
sogar, diese Positionmit einemParteifreund, Herrn Dr. Johann Sebastian Geer, zu be-
setzen.109Wichtig erschiendemweitsichtigenNaturfreundBibel schonEndeder fünfziger
Jahre eine Atom-Mahnung, die er im Stadtrat trotz seiner im Sinne der Mehrheitsver-
hältnisse kleinen Fraktion durchzusetzen wußte.110DasAlbum dokumentiert auch seine
breiteVerantwortungspalette, zu der ein Straßenkehrer ebensowie Sträflinge oderAlten-
heimbewohner gehörten.111 Nachsitzungen fanden bevorzugt imWeinrestaurant Pfälzer
Faß imHotel Kaiserhof in derKönigstraße statt.112Arbeitsbesprechungenwurden dage-
gen gerne auch in unsererWohnung durchgeführt, beispielsweise mit dem langjährigen
Parteisekretär Rudolf Kaiser, dem Schatzmeister Leo Flach odermit Erich Freiherr von
Loeffelholz, der 1966 seineNachfolge als Parteivorsitzender antrat.113
Auch wenn Hans Bibel zu den einflußreichsten politischen Persönlichkeiten in Nürn-
berg gehörte und er zudem einen gemessen an den prozentualenWahlerfolgen seiner
Partei weit überdurchschnittlich großenRückhalt inderBevölkerunggenoß, so ist ihm
seine Stellung niemals in den Kopf gestiegen.Wie ich weiß, wurde er mehrfach ermun-
tert, in die Landes- oder Bundespolitik einzusteigen, was er strikt ablehnte, weil er sich
seiner Vaterstadt und seiner engsten Heimat zu sehr verbunden fühlte. Er versah sein
riesiges Arbeitspensum zudemmit dem relativ bescheidenenGehalt eines Rektors sowie
dergeringenVergütungals ehrenamtlicherStadtrat.Erstdurch seineTätigkeitenalsAuf-
sichtsratsmitgliederhielt erdarüberhinausvomStadtratbeschlosseneTandiemen,diedie
finanzielle Lage der Familie zwar sehr entspannten, gleichwohl in einem vergleichsweise
bescheidenenRahmenblieben.
DerTodseinerFrau1962machte ihmsehr zu schaffen.DieKinderwarenausdemHaus
undweit abvomSchuß.DieFamiliederTochterwarnachFriedrichshafengezogen,wo ihr
109FAHB6, S.10.
110FAHB6, S.15.
111FAHB6, S.9 sowie 3 und 6.
112FAHB6, S.4, hier mit ua. Dr. Klaus Dehler. http://www.nuernberginfos.de/gaststaetten-hotels-
nuernberg/kaiserhof-nuernberg.html, Zugriff 14.12.2015.
113DieFamiliederLöffelholzgehörte seitdem15tenJahrhundertzudenPatrizierfamilienvonNürnberg,
die schon vor der Aufklärung dieGeschickeNürnbergs als Ratsherren bestimmten. Siehe zB.:Wolfgang
Wüst, Patrizier Zum Selbstverständnis reichsstädtischer Oligarchen in Süddeutschland, Blätter für
fränkischeFamilienkunde 39, S.9 32, 2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427