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3.5. STUDIUM 239
Verstrickung aus eigener Kraft wieder zu befreien und ihn abzuschütteln. So fuhren wir
von einer seiner Bekanntschaften zur nächsten, obOnkel, Tante oder irgendwelche Frau-
en, wobei er diesen offenbar demonstrieren wollte, welch guten Umgang mit jemandem
wiemir er inzwischenpflegte.Denn imVerlauf dieserOdyssee konnte ich erfahren, daß er
erst jüngst aus demGefängnis frei gekommenwar.Damit hattenwir in gewisserHinsicht
sogar etwas gemeinsam, da ja auch ich zu lange vonmeiner Arbeit gefangen genommen
war. Zugleichwurdemir aufgrunddieser Information klar, daßmit diesemTypnicht nur
zu spassen war. Er gabelte auf der Straße ein durchaus nettesMädchen auf, mit der er
nach weiteren Zwischenstationen im Fond desWagens etwas anfangen wollte, bis diese
empörtdarauf bestandauszusteigen. Soklettete er insgesamtgeschätzte achtStundenan
mir, mich dominant dirigierend, bis zurück in Heidelberg und zufällig unweit meines
Zimmers meinVWendlich denDienst versagte, weil glücklicherweise der Benzintank
nach der vielen Fahrerei einfach leer geworden war. Beide, er und ich, extrem frustriert
gingenwir in dieNacht auseinander, da er dieAussichtslosigkeit der Situationnun einse-
henmußte,womit dieseOdyssee fürmichnoch einen gutenAusgangnahm,die ichdaher
auchunterdieKategorie Erschwernismit glücklichemAusgang einreihenmöchte, die in
Abschnitt 3.1 eingeführtwurde.
IchhattediesencharakterlichhaltlosenTyp,aufden ichunerfahrenundgutgläubigher-
eingefallenwar, danachgottseidankniemehr gesehen, durch ihnaber einewichtigeLehre
gelernt. Denn es gibt sehr begabteBlender unter unserenMitmenschen, auf die einGut-
gläubiger leichthereinfallenkann. Ichwarzeitlebensbewußtmöglichstunvoreingenommen
und gutgläubig und will es auch weiterhin bleiben, was dann aber zur Vermeidung von
schädlichen Nachteilen eine entsprechend höhereWachsamkeit und kritischere Vorsicht
erfordert, die durch dieseBegegnung stark angeregt und geschärft wurden.
Da es an Universitäten vonMädchen wimmelt, fand ich sehr bald eine nette Freun-
din aus demRheinischen, mit der sich über angenehmeGemeinsamkeiten jedoch nichts
weiter entwickelte. Mit ihr erlebte ich allerdings erstmals sehr intensiv und kontrolliert
einenmöglicherweise parapsychologischenAustausch.167 Ich saß nämlich ausnahmsweise
inmeinemFremdenheimzimmermit demRücken zumFenster inArbeit vertieft. Unver-
mittelt drehte ichmich zumFenster und erblickte ausgerechnet in diesemAugenblick auf
der Straße diese Freundin herannahen, so als hätte sie mich von dort gerufen und ich
hättemich auf dieses Signal hin zu ihr umgedreht. Sie hatte aber kein derartiges Signal
167Ein Satz imTBI, S.61, besagt, daß es sich dabei nicht um die Heidelberger Freundin (mutmaßlich
JuttaHellrung) sondernumdiebereitsmehrfach erwähnteSilvia Scheel gehandelt hätte,wasmitmeiner
heutigen Erinnerung jedoch nicht kompatibel ist. Auf diesen Seiten 60 63 wird das parapsychologische
Themabereits eingehend besprochen.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427