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3.5. STUDIUM 247
in ihrer Familie auf und war dort ein wohl auch gern gesehener Gast. Ihr Vater, Ewald
Mücke,war Stadtbaudirektor vonNürnberg undhat als solcher denWiederaufbaudieser
imKrieg arg zerstörten Stadt bis dahinmaßgeblichmitgeprägt. IhreMutter Edith war
ausgebildeteMedizinerin, hatte ihren Beruf schweren Herzens jedoch zugunsten der Fa-
milie aufgegeben, zu der nebenChristiane noch zwei sympathische jüngereBrüder (Mike
undTommy) gehörten.193
Nicht zuletzt vielleicht auchunter demAspekt einer sich entwickelndenBeziehungver-
lief das anschließendeWintersemester imGegensatz zu dem vorangegangenen für mich
deutlichwenigerextravagant. Ichschloßmichauch indiesenWintermonateneinerdiesmal
weitweniger umtriebigenFreundesgruppe an, zuder vor allemauchAnita ausWürzburg
gehörte, mit der ich dann noch jahrelangen freundschaftlichen Kontakt pflegte.194 Vor
allem fand ich in der Staatlichen Hochschule fürMusik und Darstellende KunstMann-
heim195 auch einen sehr gutenGeigenlehrer,HerrnHelmutMendius, dermeinViolinspiel
weiter verbessern half. So fand ich zurück zu einemLeben voll vonReflexionen vor allem
darüber, wie sichmeinweitererWeg gestalten sollte.
Es liegt in der Natur der jugendlichen Entwicklung, aber auch an den damals verfüg-
barenKommunikationsmöglichkeiten, daß sich die Kontakte zumeinen Eltern im Laufe
dieses Heidelberger Jahres während der Vorlesungszeit auf eine Reihe von Briefen be-
schränkten.Wie bereits imAbschnitt 3.3 geschildert, war der abwesende Sohn fürmeine
1961 unter einer schwerenDepression leidendeMutter sicher eine zusätzliche Belastung.
Wir alle hatten aber auch so gut wie überhaupt keine Ahnung von demKrankheitsbild
und -verlauf einer solchenDepressionund schätzten ihrGefährdungspotential daher auch
nicht richtig ein.Bisweilen schien es ihrwiederbesser zugehen. Sie besuchtemich imNo-
vember 1961 inHeidelberg. Es war erst ein glücklichesWiedersehen und Zusammensein
vonMutter und Sohn.Vor demAbreisetag saßenwir in einemder altenGasthäuser von
HeidelbergbeimAbendessen zusammen, als siemir möglicherweise versehentlich zu
erkennen gab, daß sie tagsüber ohnemeinWissen beimeinemChef,HerrnBucka, vorge-
sprochen hatte. Ich wurde starr vor Unverständnis über diese eigenmächtige und daher
nachmeinemEmpfindenunangemesseneEinmischung inmeinenTätigkeitsbereichhinter
meinem Rücken. Das dürfen Eltern einfach nicht tun, wovon ich nach einer vierfachen
Elternrolle nochheute überzeugt bin. Es paßte zu demauch sonst gelegentlich nicht sehr
feinfühligenVerhaltenmeinerMutter.Aberwar sie in jenenTagengesundgenug, umdas
193Im FAWB3, S.38, findet sich ein Bild der beiden Eltern, aufgenommen im Sommer 1963 auf dem
Balkon derMückeschenWohnung in Langwasser.
194TBIII, S.148.
195http://www.muho-mannheim.de/, Zugriff 18.3.2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427