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4.1. QUALIFIZIERUNGALSWISSENSCHAFTLER 283
wurde zumneuen Schuljahr inMünchen als Referendarin übernommen, konnte also ihre
beruflicheLaufbahnhin zurStudienrätin fürEnglischundFranzösischnahtlos fortsetzen.
Nebenunseren täglichenVerpflichtungenunternahmenwirAusflüge in die nähereUm-
gebung, auchumJuttamit derGegendvertraut zumachen. So fuhrenwir beispielsweise
am6.9.1968 nachRott am Inn, umdie dortige herrlicheKosterkirchemit demHochaltar
von IgnazGünther imChorraum zu besichtigen.3Als wir aus der Kirche kamen, treffen
wir vor derKlosteranlage auf einemusizierendeMusikkapelle. Ich suchemir einen guten
Platz für einPhoto der Szene und begegne einemgroßgewachsenen undmassigenHerrn,
dermir freundlich zunickt. Irgendwie kommt ermir nicht unbekannt vor. Ich frage einen
umstehendenHerrn nach demAnlaß dermusikalischenDarbietung: Na, Strauß hat Ge-
burtstag! Klar, dermir freundlich zunickendewar Franz-Josef, fiel esmir wie Schuppen
vondenAugen. SeineFrau stammteausderRotterKlosterbrauerei,wo er also einenTeil
seines 53. Geburtstages verbrachte. Kurze Zeit später begegnete uns auf der Straße das
StraußscheEhepaar noch einmal imWagen unterwegs zu einemneuenZiel.4
Fürmich beginnt in jenemHerbst eine schwierige Zeit der Suche nach einer passenden
Stelle, inder ichnichtnurGeldverdienen, sondernauchmeine eigentlichen Interessen zu-
mindest teilweiseverfolgenkönnte. Im Institut bin ich einAbberufener und fremder denn
je schreibe ich inmeineNotizen.5Auchwennmein Interesse anderLogik durchauswei-
terhin gegebenwar, so reiztemich eineweitere Spezialisierung inRichtungBeweistheorie
überhaupt nicht. Damit war derWeg über eine Habilitation bei Schütte ausgeschlossen.
DankenswerterWeise ließ mir Schütte aber die Zeit, eine gründlich überlegte Entschei-
dung herbeizuführen. ImLaufe der nächstenMonate ergaben sich fürmich die folgenden
fünfAlternativen.
Für kurze Zeit hielt ich eine Position imBeamtenapparat der Regierung für denkbar,
bewarbmichdaherauf eineausgeschriebeneStelle imArbeitsministerium inBonn, lehnte
das ergangeneAngebot dann aber ab.Natürlich zog ich auch die Industrie inErwägung.
Schütte kannte das Vorstandsmitglied Heinz Gumin bei Siemens,6 denn dieser hatte in
Münstermit einem logiknahenThemapromoviert und lehrte alsHonorarprofessor ander
TechnischenHochschule (TH) inMünchen.DasöffnetemirdieGelegenheit zu einemaus-
führlichenGesprächmit ihm, indemermir einigeOptionen innerhalbSiemens erläuterte
3FAWB4, S.17. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Rott, Zugriff 12.5.2016.
4Reflexionen über dieseBegegnung finden sich imAOReflexionen unterR.1.3, S.144.
Eine derartige Begegnung mit einem von mir unerkannten Prominenten hat es später noch einmal in
PersonvonViccovonBülow, aliasLoriot, inFeldkirchhinter derBühnegegeben.Als ichmeinenCousin,
Peter Riegelbauer, nach dieser Person fragte, kam dessen erstaunte Antwort: Den kennst Du nicht?!
(AngelaMerkel hatte ich bei einerBegegnung inBerlin jedoch gleich erkannt.)
5R.1.3, S.149.
6https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Gumin, Zugriff 12.5.2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427