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286 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
allerdingsschoneinJahrspäternachSaarbrückenberufenwurde.Darüberhinausumfaßte
sie noch Herrn JoachimCiesinger und FrauDorisMaison. Die letztere versuchte kateg-
orientheoretischeBerechnungen zumechanisieren. IhreVorstellungendazuhatte auch im
späterenVerlauf niemand von unswirklich verstanden.NachmeinerKenntnis ist daraus
auch nie etwas Konkretes, nicht einmal ein interner Report entstanden. Herr Ciesinger
hatte damals noch keine ausgeprägte Zielrichtung für seine angestrebte Promotion, die
sich dann später mit der Thematik der Compiler Generierung befaßte, was ersichtlich
mit der Mechanisierung in der Mathematik nichts zu tun hatte. Weder Samelson noch
Langmaack konnten auf demGebiet der Arbeitsgruppe irgendeine fachliche Kompetenz
vorweisen. Auch eine Projektbeschreibung dazu war als Vorlage nicht verfügbar. Kurz,
inhaltlich schlingerte die Arbeitsgruppe zumZeitpunktmeines Eintritts recht ziellos vor
sich hin. Fürmich ergab sich daraus ein einmaliger Freiraum für die Gestaltungmeiner
eigenenForschungen.
IcharbeitetemichvorallemindieLiteraturdesAutomatischenBeweisensein. Indiesem
Fachgebiet versuchteman,mathematischeBeweise automatisch vonRechnern erarbeiten
zu lassen.VonHerrnSamelson erhielt ichhierzu sehr guteLiteraturhinweise. So studierte
ichRobinsonsResolutionebensowiedie einschlägigenArbeitenvonHaoWang,StigKan-
gerundDagPrawitz. ImSommer1969organisierteunser InstitutamChiemseeeinTreffen
von deutschen Informatikern, deren Forschungsarbeit von der Deutschen Forschungsge-
meinschaft (DFG)unddemerstendeutschenDV-Programmfinanziell unterstütztwurde.
Bei dieser Gelegenheit lernte ich Gerd Veenker von der Universität Tübingen kennen,
der bereits seit einemknappen Jahrzehnt auf diesemGebiet gearbeitet undmit entspre-
chendenArbeiten diplomiert undpromoviert hatte.16 Infolgemeiner fundierten logischen
Vorkenntnisse sowie all dieser Anregungen stabilisierte sich die Zielrichtungmeiner For-
schungsarbeit sehr raschvor allemaufdiesemaussichtsreichenGebiet, auchwenn oder
geradeweil sich inmeinemUmfeld so gutwie niemand dafür interessierte.
UmdieKontaktemitdenLogikernnichtganzabreißenzu lassen, trug icham11.7.1969
auf Einladung von HerrnWalther Oberschelp imMathematischen Kolloquium der TH
HannoverüberdieErgebnissemeinerDissertationvor.Wie schon indenVorjahrennahm
ich bereits in den allerersten Monaten meiner Tätigkeit an der TUM am Bayerischen
Mathematiker Kolloquium inMemmingen teil, das ich schon im vorangegangenen Jahr
1968 zusammenmit denKollegen bei Schütte, damals in Eichstätt, besucht hatte. Auch
16Eine ausführliche Darstellung der Leistungen von Herrn Veenker findet sich im Abschnitt 4 der
Arbeit: Wolfgang Bibel, Early History and Perspectives of Automated Deduction. Proceedings of the
30thAnnualGermanConference onArtificial Intelligence (KI-2007), J.Hertzberg,M.Beetz,R.Englert
Hrsg., September 10 13,Osnabrück, LNAI,Vol. 4667, Springer, Berlin, 2 18 (2007).
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427