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298 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
Konfrontationmit dieser keifendenMama lieber aus demWeg.Auchbeimir hatte Jutta
durch diesenAuftritt damals sehr anAnsehen gewonnen.
In derAbenddämmerung erreichtenwirGenua undmieteten uns dort für zweiNächte
imHotel Scandinavia ein. Tags darauf übergaben wir der Schiffsverwaltung denWagen
unddasGepäck fürdieÜberfahrt,was inder für Italienüblichenvöllig chaotischenWeise
ablief. Dann bummeltenwir den sonnigenTag über bei großerHitze durch dieGenueser
Gassen. Am nächsten Morgen bestiegen wir dann das Schiff, das an diesem Sonntag,
2.8.1970, um11Uhr zu der 8-tägigenÜberfahrt in See stach.
In den ersten drei Tagen kreuzte das Schiff durch das Mittelmeer und steuerte etwa
drei Häfen für je einen kurzen Zwischenstopp an. Erst dann ging es durch die Meeren-
ge von Gibraltar hinaus auf den Atlantik mit direktem Kurs auf New York. Auf dem
Schiff freundetenwir unsmit einem ebenso jungen Schweizer Pärchen an, die gleichfalls
ein akademisches Jahr in den USA verbringen wollten. Gemeinsam mit ihnen feierten
wir Eßorgienmit bis zu zehnGängen. Da bei stärkeremWellengang sich der Speisesaal
schnell leerte, unsere vollenMägen dabei stabil blieben, wurdenwir vonmehrerenKell-
ner gleichzeitig verwöhntwie nie vorher oder nachher.Ansonsten vergnügtenwir unsmit
Schauen, Baden, Sonnen und dem dargebotenen Zeitvertreib. Ich gewann die unter den
Schiffspassagieren ausgetragene Meisterschaft im Tischtennis. Am neunten Tag fuhren
wirmorgens, begrüßt vonderFreiheitsstatue, in denNewYorkerHafen ein undbetraten
erstmals amerikanischenBoden.
In der feuchtwarmen Hitze verbrachten wir zwei Tage in New York und waren dann
froh, diesemMoloch entfliehen zu können. In der Nähe der Niagara Falls übernachteten
wir in einemMotel, um dieses grandioseWasserschauspiel dann tags darauf zu bestau-
nen. Am spätenNachmittag dieses Donnerstag, 13.8.1970, erreichtenwir amEnde einer
zweiwöchigenFahrt schließlich unserReiseziel: Detroit.
Unter den ersten Aufgaben war eine Kontaktnahme mit den neuen Kollegen, allen
voran demKoordinator der Computer Science Section, Herrn SeymourWolfson, die im
Rechenzentrum untergebracht war. Alle unsere Zimmer waren fensterlos. Die kollegiale
Hilfsbereitschaft beschränkte sich auf ein absolutesMinimum.
Somachtenwir uns alleine auf die Suchenach einerWohnung für die kommenden zehn
Monate und lernten dabei diese flächenmäßig riesige Stadt und ihre extremenProbleme
hautnahkennen. InnerhalbwenigerTage fandenwir einunmöbliertesApartment in einer
neuenWohnanlage,die imRechteckumeinschönesSchwimmbadangelegtwar.30Sie lag in
Fußentfernung sowohl zumZentrum vonDetroit als auch zur Universität. Das Zentrum
30App. 615, 1941Orlean St., Detroit,meine 17teWohnung.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427