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4.1. QUALIFIZIERUNGALSWISSENSCHAFTLER 319
schon 1971 einen freundschaftlichenUmgangpflegte.Denndiese beiden standen zu jener
Zeit jeweils kurz vor ihrer Berufung zu ordentlichen Professoren an der Uni Karlsruhe
bzw. an derTUM.Auf derRückfahrtmachtenwir einenUmweg zur adriatischenKüste,
umdort gemeinsamdasMeer zu genießen und darin zu schwimmen.
DieReisewar auch unsere ersteReise in den damaligenOstblock. Zwar gelang es dem
jugoslawischen Diktator Tito, sein Land innerhalb dieses Blocks vergleichsweise etwas
zugänglicher zu gestalten; gleichwohlwar die erstmaligeDurchquerungdesEisernenVor-
hangs für uns alle schonmit einembesonderenGefühl verbunden.Unvergessen ist daher
umsomehrdas rauschendeFest, das die slowenischenKollegenquasi alsKonferenzdinner
für ihreGäste aus allerWelt bereiteten. ZudiesemZweckgab es nicht nurWeinvomFaß
und köstliche Speisen in wahrhaft unbegrenztenMengen, sondern man hatte sogar das
örtliche Rathaus als Veranstaltungsortmit Zugang zu allenDiensträumen für die Gäste
geöffnet. Man hätte die dort lagernden Akten studieren oder entwenden können, wenn
derWeinnicht soköstlich gewesenwäreund solcheGedankendaherüberhauptnicht auf-
kommen ließ. Ein derart üppigesKonferenzdinner in ausgelassenster Stimmung habe ich
danach niemehr erlebt.
Von 1971 an war mein persönliches Forschungsprogramm, nochmals verstärkt durch
denConstableschenVortrag, also imWesentlichen festgelegt.Weil dieses langfristigePro-
grammvonmir und vielenKollegenweltweit bis zumheutigenTage verfolgt wird, sei es
hier allgemeinverständlich und anschaulich illustriert.
Durch die Arbeiten von Logikern und anschließend von Ingenieuren wie Konrad Zu-
se wurde in den Jahren etwa ab 1940 ein Gerät von einer Universalität geschaffen, wie
es die Technologieentwicklung vorher noch nie hervorgebracht hatte, nämlich der Kom-
puter. Denken Sie an irgendein anderes technisches Gerät IhrerWahl. Es ist immer auf
die Lösung einer spezifischen Aufgabenstellung hin konstruiert. Beispielsweise dient ei-
ne jedermann vertraute elektrische Bohrmaschine zum Bohren von Löchern. Durch die
VerwendungverschiedenerBohrer, dieman indemBohrfutterderMaschine fest einklem-
men kann, vervielfältigt sich die Funktion des Geräts, denn so wird es möglich, Löcher
in verschiedenenGrößen und in verschiedenenMaterialien zu bohren. Durch Austausch
des Aufsatzes können mit der gleichen Maschine noch andere, aber ähnliche Aufgaben
wie beispielsweise das Schrauben ausgeführtwerden.Kurz, eineBohrmaschine dient zum
Bohren und zur Ausführung von Funktionen, die demBohren ähnlich sind. Mehr kann
sie nicht.
Anwelches technischeGerät habenSie gedacht?Für dieses gilt das zuBohrmaschinen
Gesagte in analogerWeise und ich kann diese Feststellung treffen ohne zu wissen, wor-
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427