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4.2. KIETABLIERUNG 327
üblicheHabilverfahren gab es in dieser Form imWesentlichen nur im deutschsprachigen
Raum. Es gab und es gibt auch heute noch an allen Universitäten weltweit ein
unterschiedlich gehandhabtes Verfahren, mit dem durch entsprechend befugte Gremien
entschieden wird, ob ein Wissenschaftler seine wissenschaftlichen Fähigkeiten über die
Dissertationhinaus sowie seineEignungzurLehre soweitnachgewiesenhat, daß erdauer-
haft aneinerUniversitätbleibenund lehrenkann,vorausgesetzt eine entsprechendeStelle
istdafürverfügbar.DiesegrundsätzlicheEntscheidung ist fürUniversitätskarrierennatür-
lichnichtnur sinnvoll, sondernunabdingbar.Dennnicht jedePersonmiteinemdurcheine
Dissertation erworbenen Doktortitel taugt automatisch auch zu einemHochschullehrer.
In derRegel wird diese Entscheidung einige Jahre nach derPromotion getroffen.
InmeinemFall ginges zunächstabernichtumeineStelle, da ichmichalsOberassistent
jabereits ineinerunbefristetenUniversitätsanstellungbefand.Esgingnurnochdarumzu
entscheiden, obmeine damalige wissenschaftliche Qualifikation ausreichend für eine von
mir eigenverantwortlich gestaltete Lehre war. Bei einer positiven Entscheidung eröffnete
diese dann jedoch zusätzlich auch dieChance zu einer besseren Stelle, vor allem zu einer
Professur. Umgekehrt wäre der Weg zu einer solchen Professur ohne ein erfolgreiches
Habilverfahren imNormalfall versperrt geblieben.
IndenmeistenLändernderWeltwurdeundwirddieseEntscheidungaufderGrundlage
dernachgewiesenenwissenschaftlichenPublikationenundderbisherigenLehrerfahrungen
getroffen. Heute ist das auch in Deutschland so üblich, wobei der Nachweis ggf. durch
dieVorlage einer Sammlung bisherigerVeröffentlichungen erfolgen kann, inwelchemFall
man von einer kumulativen Habilitation spricht.
An derTUMbestandman damals imGegensatz zu dieser international üblichenVor-
gehensweise noch auf einer eigens für die Habilitation angefertigten Arbeit, die dem je-
weiligenFachbereich zusammenmit den Informationenüber die bisherigen akademischen
Leistungen zur Entscheidung vorgelegt wurde. De facto folgt der Fachbereich in seiner
Entscheidung aber den Empfehlungen von in der Regel zwei entsprechenden, von ihm
anerkannten Fachgutachtern. Einer dieser Gutachter ist in der Regel der Betreuer des
Kandidaten, inmeinemFall alsoHerr Samelson.
Im Einklang mit diesen allgemeinen Sachverhalten hatte ich daher in Absprache vor
allemmitHerrnSamelson, aber auchanderenProfessorendes Instituts70 eineHabilarbeit
fertiggestellt undEndeDezember 1974 zunächst ihm zur Prüfung vorgelegt.Wir verein-
bartendaraufhin, daß ich einenVortrag inder vonHerrnBauer geleitetenundbei diesem
70IndirektwarenauchProfessorenaußerhalbderTUMmiteinbezogen,da ichüberTeilergebnisse schon
vorher andenUniversitäten Innsbruck,Aachenund zweimalKarlsruheVorträgedarüber gehaltenhatte,
die auf große Zustimmung gestoßenwaren.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427