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4.3. BESSERSPÄTALSNIE 401
ben.Die erste davonwar eineweiterhin sehr umfangreicheVortragstätigkeit, zunehmend
auch zu allgemeineren Themen. Zwei Vorträge sind im Kontext des Inhalts dieses Ka-
pitels vielleicht besonders erwähnenswert. So verlieh die Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg dem weiter oben bereits genannten, höchstverehrten Gründervater
unseresWissenschaftsgebietes derArtificial Intelligence,HerrnProfessor JohnMcCarthy,
am 24.11.2000 die Ehrendoktorwürde (Dr.Ing.E.h.) und veranstaltete aus diesemAnlaß
ein Festkolloquium zu dessen Ehren. Die Initiative dazu und die Verantwortung für die
gesamteVeranstaltung trug der klugeHerrProf.Herbert Stoyan,mit dem ichmich jahr-
zehntelang freundschaftlich verbunden fühlte. Er dachte sich eine inhaltlich stimmige,
gleichwohl besonders pikante Konstellation für die Veranstaltung aus. Denn er gewann
HerrnProf. FriedrichL.Bauer als Laudator für denGeehrten undHerrnProf.Wolfgang
Bibel als Festredner, von denen jedermannwußte, daß Bauer den Bibel über eineinhalb
Jahrzehnte regelrecht gepiesackt hatte. Tatsächlich hatten wir beide uns wohl seit der
imAbschnitt 4.2 genanntenGerichtsverhandlung im Jahre 1982 niemehr gegenseitig zu
Gesicht bekommen. Und nun mußten wir nacheinander eine Rede halten und er mei-
nenVortrag anhören.Auchgehörte es natürlich dazu, beimgemeinsamenAbendessen an
einemTisch zu sitzen, mit John zwischen uns beiden. Dieser hatte fachlich und persön-
lich eine viel engere Bindung zumir als zu Fritz, sodaß letzterer sehr bald recht abseits
blieb und sich baldigst empfahl. Ich half ihm in denMantel, was ihm offensichtlich noch
peinlicher als alles davor schon war, während ich diese Begegnung als eine Bestätigung
dafür empfand, daßBauer seinenversuchtenakademischenVernichtungskrieg gegenmich
letztlich nicht gewonnen hatte.
Von ähnlicher Brisanz war die Einladung, die ich von der TUMzu einemVortrag auf
demFestkolloquium am27.1.2003 zu Ehren der Emeritierung vonHerrn Prof. Eike Jes-
senerhielt.Mitdiesemverbandmichseit seinemunvergleichlichenEngagement fürunsere
MünchenerGruppe eine von gegenseitigemRespekt geprägte kollegiale Freundschaft. Er
war der einzige unter den Informatikkollegen an der TUM, der das Verhalten von Bau-
er und seinen Ergebenen gegenüber unserer Gruppe nicht nur mißbilligte, sondern der
sich in seinemHandeln ohneRücksicht auf eventuelle Empfindlichkeiten seiner Kollegen
vondieserMißbilligung auch aktiv undkonsequent leiten ließ.Diese vorbildlicheHaltung
von Jessen brachte ihm höchste Verehrung auch an der TUM ein, in der er viele Jahre
als Vizepräsident eine führende und wirkungsreiche Rolle spielte. Herr Bauer blieb die-
semFestkolloquium fern, der eswohl nicht verwinden konnte, daß er alsmachthungriger
Autokrat sich den aufrechten Jessen nie gefügig hattemachen können.
HöhepunktemeinerVortragstätigkeitwarendiejenigenAnlässe, bei denen ichhoheund
höchsteEhrungenentgegennehmendurfteundmichdafürmitentsprechendenWortenund
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427