Page - 28 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Image of the Page - 28 -
Text of the Page - 28 -
28 | Ferdinand Opll
»fanot« (= Fonyód am Südufer des Plattensees) eindeutig nach dem Frühjahr 1568,
aber vor 1575, mit großer Wahrscheinlichkeit um 1569/70 zu datieren.31
Ob zwischen der Vorlage dieser Karte und der Erhöhung des Soldes für Natale
ab dem 1. Juli 156932 ein Zusammenhang besteht, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls
spiegeln sich darin sein steigender Ruf und ein markanter Karrieresprung. In eben-
diesem Jahr zeigte er sich allerdings auch mittels anderer Initiativen33 bestrebt, seine
wirtschaftliche Situation zu verbessern : Schon im April 1569 erfahren wir, dass er
damals die Bewilligung erlangt hatte, eine Glashütte zu errichten. Im Oktober dessel-
ben Jahres hören wir von – offenbar in Abstimmung mit Franz von Poppendorf aus-
geführten – Experimenten zur Erzeugung von Steinkugeln für ein großes Geschütz.34
Gemeinsam mit einer Reihe von anderen pau- und werckhmaister(n), darunter Giulio
Turco,35 wurde Natale im Mai 1569 (abermals ?) nach Nagykanizsa entsendet. In die-
sem Raum der sogenannten »kanisischen Grenze« war nach dem Fall von Szigetvár
am 6. September 156636 die osmanische Bedrohung massiv angestiegen. Für Angielini
bot dieser Auftrag Gelegenheit, seine Fähigkeiten von Neuem unter Beweis zu stellen.
Wie lange er ab 1569 in Nagykanizsa (und Umgebung ?) blieb, lässt sich im Detail
nicht nachweisen, doch erfahren wir zum Jahr 1571, dass er auf Anordnung seiner vor-
gesetzten Stelle, des Hofkriegsrats, wegen seiner – ihrem Inhalt und ihrer Dauer nach
leider unbekannten – Auseinandersetzungen mit dem Wiener Bürger Hans Heim
durch den Verwalter des kanisischen Grenzgeneralats, Ladislaus Majthényi, inhaf-
tiert wurde. Man brachte ihn nach Wien, wo er einige Zeit lang in Haft war.37 Es ist
nicht ganz auszuschließen, dass ihm diese Episode bei seiner Karriere Schaden zufügte.
Denn trotz seiner unzweifelhaften Verdienste sowohl im Osten als auch im Süden Un-
garns an der kroatisch-slawonischen Grenze sollte es Natale im Sommer 1572 nicht
31 Siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 325 Nr. 1.1.
32 Dazu siehe Pálffy, Anfänge, 19 f. mit Anm. 42.
33 In gewisser Weise verhielt er sich hier nicht anders, als er es schon in der ersten Hälfte der 1560er Jahre
getan hatte, als er selbst nach Aufnahme in die Dienste des kaiserlichen Hofkriegsrates weiterhin Auf-
träge für Erzherzog Karl ausführte, siehe dazu oben S. 26 Anm. 27.
34 Pálffy, Anfänge, 21 mit Anm. 52. – Dabei verwundert es ein wenig, dass nicht an die Erzeugung der
weitaus besser einsetzbaren Eisenkugeln gedacht wurde, vgl. zu deren Vorteilen Büchi, Fortifikationsli-
teratur, 28 f.
35 Zum beruflichen Umfeld der Angielinis siehe unten S. 38–44.
36 Zum Feldzug von 1566 gegen die Osmanen vgl. Bibl, Maximilian II., 142–155 ; weiters auch Pálffy,
Anfänge, 47.
37 Die Auseinandersetzungen mit Heim dauerten jedenfalls noch im Sommer 1572 an, vgl. dazu Pálffy,
Anfänge, 22 f. – Leider konnte keinerlei Hinweis auf diese Auseinandersetzungen in den Beständen
des WStLA gefunden werden. Weder der Name Angielinis noch der Hans Heims sind im Verzeichnis
der Hauptarchiv Akten (Tschischka, Repertorium 1500 bis 1599. A–H) oder auch in den Registern der
Bände der QGW nachzuweisen.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
back to the
book Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini"
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499