Page - 285 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Image of the Page - 285 -
Text of the Page - 285 -
Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien | 285
der Kontereskarpe gemeint. An dieser Stelle ist auf dem Karlsruher und Dresdner
Exemplar der »Angielini«-Pläne ein Turm zu erkennen, der Teil dieser Wasserkunst
gewesen sein könnte. Auch Pläne bzw. Ansichten seit dem ausgehenden 16. Jahrhun-
dert verzeichnen hier ein Gebäude, das jedoch kleiner und weniger turmartig aussieht,
als das in den »Angielini«-Plänen gezeigte. Die innen gelegenen Gewölbe waren laut
Stella sehr viesirlich (= geschickt, gut entworfen) angelegt, um das Wasser zu füh-
ren.189 Anhand seiner Ausführungen liegt es nahe, dass das im Graben verlaufende
Element Bestandteil dieses Systems war.190 Auf der Bastionsspitze ist in den späteren
Plänen dagegen zusätzlich ein Turm einer Wasserkunst,191 den der Steinhausen-Plan
von 1710 auch als solchen ausweist, dargestellt. Steinhausen bezeichnete das kleine
Gebäude an der Kontereskarpe ebenfalls als Wasserkunst.
Eine breiter angelegte Kurtine führt von der Oberen Paradeisbastei in Richtung Bas-
tei beim Kärntner Tor. Dieses Bild dürfte der Realität entsprochen haben und ist einer
Rampe geschuldet, die auf Höhe der Kärntner Straße stadtseitig auf die Kurtine führt.
Dieser Zustand entspricht auch dem auf anderen Plänen und Ansichten feststellba-
189 WStLA, Fotosammlung, Fotosammlung allgemein, A 463 unfoliiert.
190 Eberle, Wien als Festung, 234, geht davon aus, dass das Wasser aus dem im Graben eingeleiteten
Mühlbach mithilfe der Wasserhebemaschine in die Stadt geleitet wurde. Siehe dazu hier im Buch,
S. 292 f.
191 Vogelschauplan des Stromer von Reichenbach um 1595–1603, Vogelschau von Hoefnagel von 1609,
Schlierbach-Plan des frühen 17. Jahrhunderts, Stadtplan von Suttinger 1684 (zu diesen Plänen siehe
unten Anhang 9.7, S. 489–491 Nrr. 22‒25). Aufschlussreich für die komplexe Situation der Wasser-
einleitung ist ein Plan aus dem Jahr 1721, abgebildet in Eberle, Wien als Festung, Taf. XXX.
Abb. 64 : Obere Paradeisbastei,
Federzeichnung von Tilemann
Stella in seinem Reisetagebuch,
1560 (Ausschnitt).
– Landes-
hauptarchiv Schwerin.
back to the
book Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini"
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Title
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Subtitle
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Authors
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 586
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499