Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 38 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 38 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Bild der Seite - 38 -

Bild der Seite - 38 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Text der Seite - 38 -

Der italienische Humanismus in Österreich38 Humanist auch um eine außergewöhnliche literarische Darstellung der Leistungen seines Fürsten bemühen, nicht zuletzt um dadurch seinen eigenen Wert im Sinne des von Petrarca zitierten Programms aus Ciceros Pro Archia Poeta zu steigern. In der von Petrarca 1333 in Lüttich wiederentdeckten Rede verteidigt 62 v. Chr. Cicero den aus Antiocheia in Kleinasien stammenden Rhetorik-Lehrer Archias ge- gen den Vorwurf, er maße sich das römische Bürgerrecht an, mit dem Argument, dass er durch seine literarischen Leistungen so viel zur Kultur Roms beigetragen habe, dass man ihm ohnehin sofort das Bürgerrecht verleihen sollte. In dieser Rede, die ohne Zweifel ‚Ein Zeugnis für den Kampf des Geistes um seine Anerkennung‘ im humanistischen Sinne37 darstellt, vertritt Cicero wortreich den Wert der studia humanitatis, die den vir bonus bene dicendi peritus als vollkommenen Staatsbürger her- vorbringen. Am Höhepunkt seiner Argumentation zitiert Cicero die Legende von Alexander d. Gr. am Grab von Achilles, worin die unübertreffliche Leistung der Li- teratur als ewige Garantin der kollektiven Erinnerung und des individuellen Ruhmes unterstrichen wird: quam multos scriptores rerum suarum Magnus ille Alexander secum habuisse dici- tur! atque is tamen, cum in Sigaeo ad Achillis tumulum astitisset, „O fortunate“ in- quit „adulescens qui tuae virtutis Homerum praeconem inveneris!“ nam, nisi illi ars illa exstitisset, idem tumulus, qui corpus eius contexerat, nomen etiam obruisset! 38 Mit dieser Passage bzw. inhaltlich verwandten Stellen bei Ovid (Metamorphosen XV.871–872 und Tristia III.7, 50 –52) und Horaz (Oden III.30) rechtfertigen die Humanisten gegenüber ihren Fürsten die Notwendigkeit ihrer Tätigkeit bei Hof, indem sie durch ihre literarischen Werke für den Nachruhm ihrer Gönner sorgen. Diese humanistische Konzeption von Literatur bereitet den Boden für die kaiserli- chen Hofdichter des 17. und 18. Jahrhunderts. Weder mit seinen konventionellen Huldigungsproduktionen wie einem Gedicht für Kanzler Kaspar Schlick, noch mit einem Carmen in laudem Friderici Caesaris oder der dem Kaiser gewidmeten Ode über das Leiden Christi (Carmen Sapphicum in nos- tri Salvatoris passionem) erzielt Piccolomini einen nenneswerten Erfolg, wie er selbst 37 Marcus Tullius Cicero: Pro Archia Poeta. Ein Zeugnis für den Kampf des Geistes um seine Anerken- nung. Hg., übers. und erl. von Helmuth und Karl Vretska. Darmstadt 21988. 38 Cicero: Pro Archia Poeta X.24; Welch große Zahl von Autoren für seine Taten soll der große Alexander um sich gehabt haben! Und doch hat er, als er in Sigeon ans Grab des Achilles getreten war, ausgerufen: „Du glücklicher Mann, der du für deine Tapferkeit einen Homer als Herold gefunden hast!“ Wahrhaft: Wenn für ihn nicht jenes Kunstwerk entstanden wäre, hätte jener Grabhügel, der seinen Körper gebor- gen hat, auch seinen Namen verschüttet. (S. 54–57)
zurück zum  Buch Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich