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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Der italienische Humanismus in Österreich42 zu den Standardtexten: er wird vor 1500 neunmal gedruckt und ins Englische, Fran- zösische, Spanische, Italienische und Deutsche (Wilhelm von Hirnkofen: Von armuot unruo und trübsal der hofleut und hofsitten. Esslingen 1478) übersetzt. Als wesentliche Konsequenz ergibt sich daraus für die frühen Vertreter der hu- manistischen Bildungsbewegung das Bestreben, auf die führenden Persönlichkeiten der höfischen Gesellschaft formend einzuwirken, d.h. ihre Freundschaft zu gewin- nen und die Erziehung der künftigen Entscheidungsträger mitzubestimmen. Um sich als Intellektueller an den neuen Fürstenhöfen zu etablieren, muss man die hu- manistische Idee des rex litteratus zum eigenen Vorteil propagieren, wie es Petrarca eindrucksvoll vorgelebt hat. Nur an einem solchen Herrscher bewahrheite sich Pla- tos Maxime, jene Staaten seien die glücklichsten, deren Fürsten eine umfassende literarische und philosophische Bildung besitzen. In seinem Erziehungsmodell42 tritt Enea Silvio Piccolomini ebenso wie Petrarca für eine weltliche Moralpädagogik vor christlichem Hintergrund ein, bei der das lite- rarisch-poetische Moment an der Spitze steht und zusammen mit der augustinischen Moralphilosophie einer præparatio alterius vitæ dient. Piccolominis Brieftraktate für Herzog Sigmund von Tirol und für König Ladislaus von Ungarn wurden in der älteren Forschungsliteratur43 noch eher einer mittelalterlichen Tradition zugezählt, obwohl der Autor darin ausdrücklich für Bildungsziele und didaktische Methoden des Humanismus eintritt. Danach gibt es nicht nur eine geistliche, auf das Seelenheil ausgerichtete Bildung, sondern auch eine säkulare, aus der Antike abgeleitete, deren Inhalte für die Ausübung der Herrschaft von höchstem Nutzen sein können. In dem ersten, De studiis et litteris 44 von 1443, geht der Autor von der Überzeu- gung aus, dass alles für das Leben Nötige aus der Literatur erworben werden kann. In seinem Glauben an die Vormacht von Literatur und Rhetorik in der menschli- chen Bildung behauptet Piccolomini, dass niemand durch seine eigene Erfahrung so viel zu erkennen vermag, wie er durch systematische Lektüre erlernen kann, die den gesamten Kosmos praktischer Kenntnisse, vom Militärwesen bis zur Charak- 42 Vgl. Werner M. Bauer: Enea Silvio Piccolomini und die literarische Bildung der österreichischen Län- der. In: Paolo Chiarini / Herbert Zeman (Hg.): Italia – Austria. Alla ricerca del passato comune. Rom 1995, S. 73–154. – Thomas J. Mauro: Praeceptor Austriae. Aeneas Sylvius Piccolomini (Pius II) and the Transalpine Diffusion of Italian Humanism before Erasmus. 3 Bde. Diss. Chicago 2003. – Klaus Arnold: Enea Silvio als Erzieher. In: Fuchs (Hg.): Enea Silvio Piccolomini nördlich der Alpen, S. 143–157. 43 Sabine Weiß: Das Bildungswesen im spätmittelalterlichen Österreich. Ein Überblick. In: Herbert Zeman (Hg.): Die österreichische Literatur. Ihr Profil von den Anfängen im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert (1050–1750). 2 Bde. Graz 1986, S. 209–260. 44 Vgl. August Buck: Humanistische Bildung. Enea Silvio Piccolomini an Herzog Sigismund von Öster- reich. In: Klaus W. Hempfer / Gerhard Regn (Hg.): Interpretation. Das Paradigma der europäischen Renaissance-Literatur. Wiesbaden 1983, S. 394–404.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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