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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Der italienische Humanismus in Österreich44 Daher stellt Piccolomini gleich zu Beginn kategorisch fest: Nulli magis quam regnanti opus est sapientia; quo pacto recte gubernaverit alios quem proprius subervterit error? Rex insipiens se perdit et populum; sapienti in melius omnia cedunt.50 Die Erziehung des Körpers hat dabei gemäß den Prinzipien von Vittorino da Feltre eine zeitliche Priorität, weil zuerst beim heranwachsenden Kind die physischen Vo- raussetzungen für die starke Seele geschaffen werden müssen.51 Denn die notwen- dige Bezähmung der Sinneslust, das Maßhalten und die Beherrschung des Körpers, welche ja eben den gebildeten Menschen vom Barbaren und vom Tier unterschei- den, sind Notwendigkeiten für den künftigen Charakter (institutio mentis), der durch Intelligenz (intellectus) und Vernunft (ratio) zu einer zielstrebigen Lebensweise und unbeirrbaren Tugendhaftigkeit führen soll. In einem erstaunlich modernen Ansatz sollen dabei von Geburt an die natürlichen Fähigkeiten des Kindes gefördert und durch Ermahnungen, aber keine Schläge geleitet werden. In erstaunlich präziser Weise geht der Autor auf mögliche Fehlentwicklungen bei der Körperbeherrschung des künftigen Fürsten ein: […] studendum est ut gestus formae respondeant, ut recta sit facies, ne labra detorqueas, ne linguam sugas, ne vitium ebrietatis effingas, ne servilem imiteris vernalitatem, ne supinus sit vultus, ne deiecti in terram oculi, ne inclinata utra- libet cervix, ne inductae rustice manus, ne status indecorus, ne sessio irridenda. Ciliorum motus apte retinendus; recta sint bracchia; ne qua in proferendis pedi- bus inscitia. Nihil potest placere quod non decet. (S. 138 –140) Auch wenn letzten Ende in De liberorum educatione – wie in beinahe allen humanisti- schen Erziehungstraktaten, die sich ja immer auch als literarische Übungen verste- hen – der große Gegensatz zwischen den theoretischen Forderungen und den wenig ergiebigen praktischen Anweisungen erstaunt, finden sich doch einzelne Hinweise zur richtigen Ernährung, der erwartungsgemäße Tadel für Unmäßigkeit bei Essen und Trinken, sowie die Unterweisungen in Disziplin beim Studium, die von histori- schem Interesse sind: 50 Kallendorf (Hg.): Humanist Educational Treatises, S. 126; alle Zitate nach dieser Ausgabe. 51 Duo sunt in pueris erudienda: corpus et animus. De cura corporis prius dicemus. (S. 134)
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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