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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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49Enea Silvio Piccolomini in Wien richtet.67 Die italienische Präsenz in Südpolen wird insbesondere ab 1518 durch die Heirat von König Sigismund I. Jagiellon (1467–1548) mit Bona Sforza (1494–1557) wieder aufblühen: zu dieser Zeit lehren z.B. der Jurist Ludovico Alifio (1499 –1543), der Historiker Colantonio Carmignano († 1544) und der Mediziner Giovanni And- rea Valentino (~1495–1547) an der Universität Krakau. Ganz im Sinne der humanistischen Tradition Petrarcas, der vor allem mit De remediis utriusque fortunae zu den am meisten gelesenen Moralphilosophen des aus- gehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit zählt, beschäftigt sich Piccolomini in zahlreichen seiner Texte mit praktischen Überlegungen zur Ethik. Die gemein- samen Grundthemen seiner philosophischen Werke kann man wohl in den folgen- den Fragestellungen zusammenfassen: Wie wird man im Leben mit Unglück fertig? Welche Einbußen an Lebensqualität und an Persönlichkeitsentfaltung riskiert je- mand, der Karriere machen will? Steht eine tiefe und opferbereite Liebe nicht über der kirchlichen und weltlichen Gesetzgebung? Dass das emotionsgeladene Problem der letzten Frage Piccolomini innerlich sehr beschäftigt, kann man einem Brief vom 1. Juni 144568 entnehmen, in dem er sich zu einem realen Fall, der gewaltsamen Trennung des Liebespaares Pippa und Johannes Steinhof äußert. Diese Problemstel- lung beschäftigt nicht nur den humanistischen Autor, sondern offenkundig auch sein Publikum, was der ungeheure publizistische Erfolg seiner Historia de duobus amanti- bus beweist, in der ja ein Exempel gerade dieser Thematik geboten wird. Diese No- velle Piccolominis bildet ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie die ursprünglich volkssprachliche Gattung der unterhaltsamen Erzählliteratur mit philosophischen Themen des Humanismus verknüpft und so zur kunstvollen Ausdrucksweise in der erneuerten Kultursprache Latein verarbeitet werden kann. Im deutschsprachigen Gebiet erfolgt der erste Kontakt mit der während des 14. Jahrhunderts entstandenen Novellentradition sicher durch diese lateinische Er- zählung von Piccolomini. Das Vorwort dazu bildet ein Brief an seinen ehemaligen Lehrer in Siena, Mariano de’ Sozzini, datiert Wien 3. 7. 1444, worin der Autor zu- nächst feststellt, dass es sich für einen 40-jährigen vielleicht nicht schickt, über der- artige Liebesdinge zu schreiben, aber noch weniger für den 50-jährigen Brieffreund, solche zu lesen: Rem petis haud convenientem etati mee, tue vero et adversam et repugnantem. Quid enim est, quod vel me iam pene quadragenarium scribere, vel te quinqua- 67 Vgl. Gioacchino Paparelli: Callimaco Esperiente (Filippo Buonaccorsi). Rom:21977. 68 Rudolf Wolkan (Hg.): Der Briefwechsel des Eneas Silvius Piccolomini. I: Briefe aus der Laienzeit, 1: Privatbriefe. (Fontes Rerum Austriacarum II 61) Wien 1909, S. 504 (Nr. 173).
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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