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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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53Enea Silvio Piccolomini in Wien ter des Mannes, denn in seinem Versteck geht er in sich und begreift seinen liebes- tollen Leichtsinn: Quis me huc venire compulit, nisi levitas mea? Nunc deprehensus sum, nunc infa- mis fio, nunc Caesaris gratiam perdo. Quid gratiam? Utinam mihi vita supersit!80 Die viel größere Standfestigkeit der Frau gibt Anlass zu einem zweideutigen Kom- mentar ganz in der Tradition von Boccaccio: Vide audaciam mulieris! I nunc et feminis credito.81 Wie in den Novellen des Decameron bieten derart kontrastreiche Stellen mit ihren psychologischen Analysen den eigenen Erwägungen des Publikums über die geschil- derten Verhaltensweisen Raum und führen zu eben der unterhaltsamen Belehrung, welche zum Programm der Gattung gehört. Piccolomini ist ohne Zweifel ein pro- funder Kenner der Werke Boccaccios, an welchen er ebenso wie an den antiken Vor- bildern (Ovid, Seneca) seinen Stil geschult hat. Bei der Abreise des Kaisers aus Siena möchte Lucretia von ihrem geliebten Eu- ryalus mitgenommen werden, was dieser aber ablehnt auf Grund gesellschaftlicher Zwänge, die aus seiner Stellung bei Hof und seiner Karriere resultieren. Allein zu- rückgelassen, wie einst Dido von Aeneas, stirbt sie aus Liebeskummer. Worauf der Autor abschließend seinen belehrenden Kommentar an Sozzini und das Publikum abgibt: Quem qui legerint, periculum ex aliis faciant, quod sibi ex usu fiet, nec amato- rium poculum bibere studeant, quod longe plus aloes habet quam mellis.82 Wie sehr Piccolominis Zeitgenossen diese Geschichte geschätzt haben, stellt Eric John Morrall in seiner Ausgabe fest: „The Historia de duobus amantibus of Æneas Silvius Piccolomini was one of the most popular stories of the Renaissance.“83 Als Briefnovelle 1444 geschrieben, zirkuliert sie zuerst als Handschrift und wird dann zu 80 Nur mein Leichtsinn konnte mich verleiten, hierher zu kommen. Jetzt ertappen sie mich, und ich verliere meine Ehre und das Wohlwollen des Kaisers. Was sage ich Wohlwollen? Wenn ich nur mit dem Leben davonkomme! (S. 58 –59) 81 O die Frechheit der Weiber! Man kann ihnen nicht trauen. (S. 60 – 61) 82 Ihre Leser aber mögen sich daran zu ihrem eigenen Nutz und Frommen ein Beispiel nehmen und den Becher der Liebe nicht zu trinken verlangen, denn er enthält weit mehr Bitternis als Süße. (S. 11–115) 83 Piccolomini / Wyle: The Tale of Two Lovers, S. 35.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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