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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Der italienische Humanismus in Österreich54 dem in der Epoche der Inkunabeldrucke am weitesten verbreiteten Erzähltext der italienischen Literatur des 15. Jahrhunderts: 19 Ausgaben des lateinischen Originals; 8 der italienischen Übersetzung; insgesamt 30 überlieferte Inkunabeldrucke. Wei- tere mehr als 40 Ausgaben im 16. Jahrhundert. Dieser Erfolg beruht nicht zuletzt auf den äußerst unterhaltsamen Einlagen, wel- che ganz in der italienischen Novellentradition seit Boccaccio stehen. Der einzige Rivale von Euryalus, der im Text vorkommt, versucht sich mit bewundernswerten Tricks der Nachrichtenübermittlung an Lucretia heranzumachen. So schickt er z.B. einen in ein künstliches Veilchen eingewickelten Brief: Sequitur Pacorus violam in manibus gestans deauratis foliis, in cuius collo epistu- lam amatoriam subtilibus inscriptam membranis absconderat.84 Oder aber ein weiterer nutzloser Versuch nach einem – vermutlich in Siena am Ort der Handlung seltenen – Schneefall: Hinc nactus occasionem Pacorus epistulam alteram cera includit ceramque nive tegit et cingit factaque pila in fenestram Lucretiae iacit.85 Eine Szene, welche in Wien wohl sehr an die Schneeballschlacht und Schlittenfahrt der einige Jahrzehnte davor entstandenen so genannten Neidhart-Fresken erinnert.86 Der immensen Bedeutung von Piccolominis Novelle für die Verbreitung dieser ty- pischen italienischen Gattung nördlich der Alpen wird die Tatsache gerecht, dass die erste so genannte Translatze des frühhumanistischen Übersetzers Niklas von Wyle, welche 1462 mit Widmung an Markgräfin Katharina von Baden entsteht, gleichzei- tig die erste Übersetzung der Historia de duobus amantibus in eine Volkssprache ist. Die erste italienische Fassung erscheint 1477, die spanische Estoria muy verdadera de dos amantes ca. 20 Jahre später. Bei seinem ersten Aufenthalt in Wien 1452 wird der Schweizer Wyle wohl mit Pic- colomini zusammengetroffen sein; bei Reden des päpstlichen Legaten Piccolomini im 84 Pacorus lief ihnen nach, in der Hand ein Veilchen mit vergoldeten Blättern, in dessen Stengel er auf einem winzigen Zettelchen eine Liebesbotschaft versteckt hatte. (S. 70 –71) 85 Das gab Pacorus Gelegenheit, es erneut mit einer Liebesbotschaft zu versuchen. Er verbarg ein in Wachs eingeschlossenes Briefchen in einem Schneeball und warf ihn in Lucretias Fenster. (S. 72–73) 86 Im ehemaligen Festsaal im ersten Obergeschoß des Hauses Tuchlauben 19, im Zentrum von Wien, be- findet sich ein um 1400 entstandener Freskenzyklus mit Motiven aus den Dichtungen des Minnesängers Neidhart von Reuental; die fragmentarischen Winterszenen schmücken die Nordwand des Saales.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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