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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Der italienische Humanismus in Österreich76 Den unbestreitbaren Höhepunkt in der Geschichte der italienischen Literatur in Österreich stellt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der kurze Aufenthalt von Ludovico Castelvetro (1505–71) am kaiserlichen Hof dar. Wegen seiner anhalten- den Polemik gegen Annibal Caro, ausgelöst durch dessen Huldigungsgedicht Venite all’ombra de’ gran Gigli d’oro für die Familie Farnese und die französische Dynas- tie der Valois, ab 1557 als Mörder und als Lutheraner verleumdet, musste Castel- vetro seine Heimatstadt Modena 1561 verlassen und über verschiedene Stationen schließlich in die Schweiz fliehen. Nach Aufenthalten in Chiavenna an der Grenze zu Graubünden, Genf und Lyon kommt er vermutlich 1570 nach Wien, wo sich sein ebenfalls emigrierter Bruder Gian Maria bereits aufhält. Es gelingt ihm, den Schutz und die finanzielle Unterstützung Kaiser Maximilians II. für den Druck sei- ner Poetica d’Aristotele, vulgarizzata et sposta 1570 in Wien bei Kaspar Stainhofer142 zu gewinnen. In seinem Widmungsbrief an den Kaiser erläutert er die Absicht, die schon von zahlreichen anderen Interpreten143 analysierte Poetik von Aristoteles nun in Hinblick auf die lange ersehnte Erneuerung der antiken Tragödie detail- lierter auszulegen und daraus konkrete Regeln (darunter die Einheiten des Ortes, der Zeit und der Handlung) abzuleiten. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Castelvetro seine poetologische Abhandlung auf Italienisch verfasst und damit sei- nerseits den späthumanistischen Wandel vom Lateinischen als internationaler Wis- senschaftssprache zur Volkssprache vollzieht. Damit wird nicht nur der Öffnung dieser Themenbereiche für ein Laienpublikum Rechnung getragen, sondern auch der programmatisch seit langem geforderte Beitrag zur Bereicherung der eigenen Sprache geleistet. In der Absicht, in Basel seine literarische Tätigkeit fortzusetzen, kehrt Castel- vetro im Herbst 1571 nach Chiavenna zurück, wo er allerdings kurz darauf ver- stirbt. Unter Rudolf II. (1552–1612), der 1576 seinem Vater Maximilian II. nachfolgt, spielt im Rahmen seines paneuropäischen Musenhofes in Prag, der vor allem Künst- ler aus den Niederlanden beschäftigt, die italienische Präsenz eine weniger große Rolle. Zu erwähnen wäre lediglich der Arzt und Gelegenheitsdichter Bartolomeo Guarinoni (1534–1616), der 1580 seine Stelle als Leibarzt des Herzogs von Urbino aufgibt, um einer Einladung zunächst nach Wien und dann an den Hof nach Prag zu folgen. Hier wächst auch sein Sohn Hippolytus Guarinoni (1571–1654) auf, der später als Arzt in Tirol wirkt und unter dem barocken Titel Die Grewel der Verwüstung 142 385 unpaginierte Blätter in Quartformat; Nachdruck Basel 1576. 143 So z.B. Marco Girolamo Vida: Ars poetica (Rom 1527), Francesco Robortello: In librum Aristotelis De Poe- tica explicationes (Florenz 1548) oder Girolamo Fracastoro: Naugerius sive De Poetica (Venedig 1555).
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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