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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 88 -
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Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich88 Sowohl in der Literatur als auch in der Musik wird das Madrigal als höchst intel- lektuelles Spiel, in dem das von Bembo propagierte rhetorische Rezept der imitatio und aemulatio auf den Ebenen sowohl des Textes als auch der Töne zur Anwendung kommt,172 zu einer halböffentlichen Inszenierung der menschlichen Affekte und so- mit zum sprechendsten Ausdruck der herrschenden Lebenskultur: È un’arte tutta intellettuale, propria di un’età nella quale la musica rappresenta l’emblema felicissimo di una civiltà tutta impostata sul registro aulico dei linguaggi e dei comportamenti.173 Feldman definiert daher in ihrer bereits erwähnten Studie das Madrigal als ideales Mittel der Selbststilisierung einzelner Gruppen in den humanistischen Salons des venezianischen Handelspatriziats: Indeed, informal salons like Venier’s, with their easy mixing of diverse personal and artistic styles, were ideally constituted to accommodate different traditions. They were well equipped to nurture the kind of interaction of musical and liter- ary cultures necessary to achieve a profitable exchange and, at times, a fusion of disparate traditions.174 Mit Recht hat daher die Musikwissenschaft den Madrigalkompositionen auf ital- ienische Texte außerhalb Italiens eine verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet,175 weil sie die neuen musikalischen Formen in ein Umfeld tragen, das von der Nachahmung der italienischen Lebensart der Spätrenaissance geprägt ist. Ebenso bedeutend ist aber auch der bisher wenig berücksichtigte literaturgeschichtliche Wert dieses Phän- omens, denn die Madrigalkomponisten verbreiten in ihren Werken zumindest in Auszügen eine Vielzahl von Originaltexten, vor allem von Francesco Petrarca (aus dem Canzoniere und den Trionfi ), Ludovico Ariosto (aus Orlando furioso), Torquato Tasso (aus La Gerusalemme liberata, Aminta und Rime) und Battista Guarini (aus Il Pastor fido und Rime). Auch Komponisten aus anderen europäischen Ländern reihen sich in die italie- nische Madrigalproduktion ein und veröffentlichen im deutschen Sprachraum ihre 172 Vgl. Wolfgang Niemöller: Die musikalische Rhetorik und ihre Genese in Musik und Musikanschauung der Renaissance. In: Heinrich F. Plett (Hg.): Renaissance-Rhetorik. Renaissance-Rhetoric. Berlin / New York 1993, S. 285–315. 173 Gardini / Sberlati: Generi letterari, S. 393. 174 Feldman: City Culture, S. 116. 175 Vgl. Yoichi Ishikawa: Madrigalkompositionen im Umfeld der Habsburger Höfe um 1600. Diss. Köln 1992.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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