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Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in
Österreich90
Che temendo di girsene all’occaso
La benda che havea alli occhi puose al naso.179
Harrachs beißende Ironie kennt auch bei religiösen Motiven wenig Zurückhaltung,
wie dieses Gedicht über eine künftige Nonne wider Willen illustriert:
Madre mia non mi far Monaca
Che non mi voglio fare.
Non far tagliar la tonica
Ch’io non la vo’ portare.
Star tutt’il giorno a Vespro e a messa
Con la Madre Badessa.180
Die in Österreich tätigen italienischen Komponisten und Musiker der Madrigal-
zeit sind in den seltensten Fällen auch selbst literarisch produktiv, sie erfüllen aber
eine wichtige Funktion bei der Vermittlung von dichterischen Werken im Original
oder in einer spezifischen Adaption. Folgende Personen waren nennenswert an den
Höfen der Familie Habsburg in Prag, Wien, Graz und Innsbruck tätig:
– Annibale Padovano (auch: Hannibal Patavinus; 1527–75): ab 1566 als Organist
bei Erzherzog Karl II. und ab 1570 als Kapellmeister in Graz, wo er auch stirbt.
– Gregorio Turini (1540–1600): als Kornettvirtuose und Sänger in der kaiserlichen
Kapelle unter Maximilian II. und Rudolf II. veröffentlicht er 1590 in Prag Neue
liebliche deutsche Lieder, in welchen italienische Motive stark mit volkstümlichen
regionalen Zügen vermischt werden.
– Pietro Antonio Bianco (auch: Bianchi oder de Blanchis; ~1540 –1611): ab 1578 als
Tenorist und ab 1595 als Hofkapellmeister bis zu seinem Lebensende in Graz.
– Simone Gatto (1540/50 – 95): ab 1572 als Bläser und ab 1581 bis zu seinem Tod
Hofkapellmeister in Graz.
– Francesco Rovigo (1541/42– 97): 1582– 90 als Organist bei Erzherzog Karl II. in
Graz.
– Giovanni Battistas Pinello (1544– 87): als Tenorist und Lehrer der kaiserlichen
Sängerknaben in Prag, wo er 1584 ein dem Kaiser gewidmetes Liederbuch veröf-
fentlicht. Den darin enthaltenen fünfstimmigen Kompositionen liegt zuerst ein
179 Vgl. Alessandro Catalano: „Moltissimi sono i verseggiatori, pochi i Poeti.“ La cultura italiana nell’Europa
centrale del XVII e XVIII secolo. In: eSamizdat 2004 (II) 2, S. 31–50; hier S. 41.
180 Catalano: Moltissimi sono i verseggiatori, S. 41.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549