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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Die italienische Improvisationskomödie160 die klar hervorgeht: Die Mitwirkenden sind als Bewohner verschiedener italienischer Gebiete verkleidet (Rom, Genua, Neapel) bzw. treten in den Kostümen von Gratia (= Dottor Graziano), Pantalone und Zani auf. In welchem Ausmaß die italienische Sprache am Kaiserhof präsent ist, illustriert der Hinweis des Chronisten, dass die größte ko- mische Wirkung der einzelnen Figuren von ihrem regionalen Dialekt ausgeht, wofür sie dann vom Kaiser ihrem Stand gemäß beschenkt werden (Pantalone bekommt einen venezianischen Kristallbecher; Zanni einen Teller voll Magegeroni).345 Das Fest schließt mit einem gigantischen Feuerwerk und einem Turnier im Burghof, bei welchem die jeweils vier Diener der 33 Teilnehmer als Zani verkleidet sind. In der Forschung wird immer wieder über den eigentlichen Charakter dieser Aufführung diskutiert, weil ihre Zugehörigkeit zu einer Gattung nicht eindeutig zu klären scheint und daher die Frage offen bleiben muss, ob es sich um die erste Oper in Wien oder aber um eine Improvisationskomödie mit ungewöhnlich ausgearbei- teter Musikbegleitung handelt.346 Jedenfalls scheint die Nähe dieser Komödie zu Giovanni Battista Andreinis Opernlibretto La Ferinda (1622), in welchem ebenfalls Sprachvarianten als komische Elemente eine große Rolle spielen, sehr groß.347 Während Kaiser Ferdinand II. zur Krönung seines Sohnes im November 1627 in Prag die Veranstaltung eines Turniers in Auftrag gibt, wählt seine Gemahlin Ele- onora als Gegenstück für den Abend im großen Hofsaal des Prager Schlosses eine wesentlich modernere festliche Darbietung, nämlich eine musikalische Komödie, vermutlich mit dem Titel Calisto et Arcade, deren Inhalt Passagen aus den Metamor- phosen von Ovid paraphrasiert und deren zwei Intermedien die vier Elemente sowie Tag und Nacht zum Gegenstand haben. Der gedruckte Bericht von der Krönung spricht von einer Pastoral Comaedia, in der einschmeichelnde männliche und weib- liche Stimmen mit Begleitung von Saiten- und Schlaginstrumenten in italienischer Sprache die Abenteuer von Jupiter und Kallisto besingen.348 Die Musik stammt ver- mutlich von dem Hofkapellmeister Giovanni Valentini oder aber von dem Sänger Lodovico Bartolaia,349 die Inszenierung von dem Florentiner Giovanni Battista Pie- roni, der ab 1623 in Böhmen als Festungsarchitekt tätig ist und eben in jenem Jahr das Palais des Fürsten Wallenstein auf der Kleinseite von Prag errichtet. 345 Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 590. 346 Vgl. Hadamowsky: Barocktheater am Wiener Kaiserhof, S. 10f., und Seifert: Die Oper am Wiener Kai- serhof, S. 26–28. 347 Herbert Seifert: Die Comoedie der Hof=Musici 1625: Die erste Oper in Wien? In: Studien zur Musikwis- senschaft 42 (1993), S. 77–88. 348 Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 432, 595f. – Claudia Böhm: Theatralia anläßlich der Krönun- gen in der österreichischen Linie der Casa d’Austria. Diss. Wien 1986, S. 155f. 349 Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 28f., 283f.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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