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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Die italienische Improvisationskomödie162 Höfen und später in den Städten nördlich der Alpen. Diese spielerischen Umwand- lungen der Figuren machen nicht Halt vor den Elementen der traditionellen Mytho- logie, so dass z.B. in Francesco Sbarras Il pomo d’oro (1668 am Kaiserhof mit der Mu- sik von Antonio Cesti und Leopold I. sowie der Ballettmusik von Johann Heinrich Schmelzer aufgeführt)352 der bissige Misanthrop Momo sich als Sohn von Pasquino deklariert und der schaurige Fährmann Charon nun zur gefräßigen Dienerfigur wird, die die armen Seelen auf dem Weg in die Unterwelt gnadenlos ausnützt.353 Von ihrem Beginn im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts an ist die Entwicklung des Musiktheaters am Wiener Kaiserhof mit der jahrzehntelang fortdauernden Präsenz der italienischen Improvisationskomödien bei den höfischen Unterhal- tungen verbunden.354 So z.B. amüsiert die erwähnte Aufführung zum Geburtstag von Kaiser Ferdinand II. am 9. Juli 1625 ihr Publikum mit einer Serie von Verklei- dungsszenen, in welchen Figuren wie Gratia (vermutlich eine Variante des Dottor Gratiano), Pantalone und Zani auftreten. In ähnlicher Weise besteht ein Ballett 1636 aus sieben Bergamasken im Kostüm des Mezzetino, die laut Beschreibung zu einer beschaulichen Melodie um ein gewaltiges Stück Parmesan tanzen, womit die trieb- hafte Gier der Dienerfiguren zum Ausdruck gebracht wird. Vor allem die alljährlichen Faschingsunterhaltungen des Kaiserhofes haben re- gelmäßig musikalische Komödien in ihrem Programm, die immer wieder typische Figuren der Improvisationskomödie zum Einsatz bringen. Im Februar 1659 berich- tet Kaiser Leopold I. seinem Cousin Ferdinand Karl von Tirol über die Auftritte von Giovanni Paolo Bonelli als Pulcinella355 oder im Februar 1663 an Humprecht Johann Graf Czernin von Chudenitz über die hinreißenden Späße von Graziano, Pantalone und Freunden.356 Es kann daher nicht verwundern, dass der wichtigste Bühnenbildner des Hoftheaters dieser Epoche, Ludovico Ottavio Burnacini (1636– 1707), von den Zeitgenossen auch wegen seiner in zahlreichen Illustrationen über- lieferten grotesken Masken gefeiert wird.357 352 Vgl. Der guldene Apfel. Schauspiel/ gehalten in Wien/ auf das höchstherrlichst-gesegnete/ Vermäh- lungs-Fest: Dero Römisch. Kaiserl. und Königlichen Majestäten Leopoldi und Margaretae/ aufgesetzt von Francisco Sbarra. Anjetzo aus dem Italiänischen übersetzt. (Facsimile-Ausgabe durch Margret Diet- rich) Wien 1965. 353 Vgl. Andrea Sommer-Mathis: Momo e Truffaldino: i personaggi comici nelle due versioni del Pomo d’oro alla corte di Vienna (1668) e Madrid (1703). In: Lattanzi / Maione (Hg.): Commedia dell’Arte e spetta- colo in musica, S. 165–183. 354 Herbert Seifert: Italienische Oper des Barock in Österreich. In: A. Colzani / N. Dubowy / A. Luppi / M. Padoan (Hg.): Il melodramma italiano in Italia e in Germania nell’età barocca. Como 1995, S. 105–114. 355 Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 648. 356 Seifert: Die Oper am Wiener Kaiserhof, S. 677f. 357 Flora Biach-Schiffmann: Giovanni und Ludovico Burnacini. Theater und Feste am Wiener Hof. Wien / Berlin 1931.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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