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Die italienische
Improvisationskomödie180
Ab 1720 werden regelmäßig derartige Intermezzi in den Städten der österreichi-
schen Länder veröffentlicht und aufgeführt, was zu einer überaus vielfältigen Pro-
duktion und einer ebenso reichen Überlieferung an Drucken aus diesem Bereich
führt. Als Beispiele seien hier für die ersten Jahre einer bemerkenswerten Blüte des
Genres in Wien genannt: Rosina, e Lesbo. Intermezzi per musica von Francesco Sil-
vani und Apostolo Zeno (vermutlich 1721, mit der Musik von Antonio Caldara und
Giuseppe Porsile), die anonymen Intermezzi musicali, intitolati La Fuga d’Enea dalla
Didone (1729), Alessandro nelle Indie. Intermezzo musicale von Pietro Metastasio (1731)
als wohl bemerkenswertester Text hinsichtlich der literarischen Qualität, sowie die
beiden anonymen Libretti Il Nerone. Intermezzo musicale (1731) und Il figlio vendica-
tore del padre (1733).
In Prag erscheinen und werden gespielt: Il Satrapone. Intermezzi per musica von
Antonio Salvi (1729, mit der Musik von Tommaso Albinoni), Il marito giocatore e
la moglie bacchettona. Intermezzi per musica ebenfalls von Salvi (1730, mit der Musik
von Giuseppe Maria Orlandini) und das anonyme Libretto Monsieur de Porceaugnac
e Madama Grilletta. Intermezzi per musica (1732, ebenso mit der Musik von Giuseppe
Maria Orlandini).
Die im Vergleich zur sonstigen Produktion relativ größte Anzahl von Intermezzi-
Drucken ist aus Graz überliefert, nämlich z.B. das anonyme Il vecchio pazzo in amore
(1736), La contadina. Intermezzi musicali von Andrea Belmuro (1738, mit der Musik
von Johann Adolph Hasse, dem in seiner Zeit vermutlich bedeutendsten Komponis-
ten von Intermezzi), das für die Entwicklung der Opera buffa entscheidende Werk La
serva padrona. Intermezzi musicali von Gennaro Antonio Federico (1739, mit der Mu-
sik von Giovanni Battista Pergolesi), sowie die beiden anonymen Il Don Chisciotto.
Intermezzi musicali und Drusilla e poi Grillone. Intermezzi musicali (beide 1739).
In der Überlieferungsgeschichte dieser offenkundig vom Publikum der Zeit sehr ge-
schätzten Gattung tauchen in Zusammenhang mit der Verbreitung von italienischer Li-
teratur in den österreichischen Ländern äußerst seltene Druckorte wie Brünn (Il matri-
monio per forza. Intermezzi per musica, 1734) oder Laibach (Pimpinone e Vespetta. Intermezzi
musicali von Pietro Pariati, 1740, mit der Musik von Tommaso Albinoni) auf.
Während die großen Librettisten des ernsten Musikdramas wie Apostolo Zeno
und Pietro Metastasio sich nur selten diesem Genre widmen, schreiben andere
Hofdichter wie Pietro Pariati regelmäßig für diese Gattung, deren überwiegende
Anzahl aufgeführter Stücke aber nach 1730, von Antonio Salvi bis zu Carlo Goldoni,
schon vorwiegend aus Italien importiert wird.
Die italienische Komödie mit ihren Improvisationseinlagen und ihrer musika-
lischen Begleitung bleibt jedenfalls in zeitgemäßen Veränderungen und mit der
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549