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Die italienische
Improvisationskomödie184
lino, die sich nie in venezianischem Dialekt ausdrückt. Um sich auch auf diesem Ge-
biet ihrer würdig zu erweisen, bemühen sich ihre provinziellen Liebhaber um eine
möglichst perfekte Nachahmung dessen, was sie für eine gehobene Ausdrucksweise
in Literatursprache halten und zur Erheiterung des Publikums als klägliche Karika-
tur tragischer Verse ausfällt. Als er Spinalba gegenüber seine ehrlichen Absichten be-
kräftigen möchte, wählt Floridoro das völlig deplatzierte Vokabular eines tragischen
Helden und gibt sich unfreiwillig der Lächerlichkeit preis:
Flor. Oh numi tutelari
Della nobil mia stirpe! tutti invoco
Che, se veri non son questi miei detti,
L’acqua m’aneghi, e mi distrugga il fuoco. (S. 15)
Gradelino hingegen, der sich als fremder Adeliger ausgibt und nur in den Mono-
logen den ihm eigenen Dialekt verwendet, spricht die anderen Figuren in einer für
die Commedia dell’arte typischen Mischung aus mehr oder weniger deformierten
fremdsprachlichen Phrasen an, an welchen hier nur auffällt, dass sie neben den
immer für polternde Ausländer üblichen deutschen Ausdrücken an Stelle der im
17. Jahrhundert eher üblichen spanischen nun französische Elemente beinhalten:
Grad. Hier diener mein Frau,
Vot Serviteur Madam, servo Signora,
Compatite il disturbo, che u’aporto,
Spinto dal vostro merto e mio dovere,
Ed a voi (se non fallo) illustre Cavalliere,
Vot Serviteur Monsieur,
Sein Diener mein Herr, ie vou salu. (S. 19)
Er behauptet aus L’America zu kommen, was die in Wahrheit völlig ungebildete Spi-
nalba als Stadt namens Merica missversteht (S. 20). Das Gleiche passiert dann auch
Gradelino, als sich Floridoro nicht ganz eindeutig über die literarischen Qualitäten
seiner Angebeteten äußert:
Grad. Come? lei Poetessa? anch’io pur sono
Nella gran Cademia degl’ineguali.
Flor. Hà tradotto Galleno in madrigali. (S. 21)
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549