Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 224 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 224 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Bild der Seite - 224 -

Bild der Seite - 224 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Text der Seite - 224 -

Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock224 eines thematisch geschlossenen Zyklus von geistlichen Madrigalen. Die Gliederung des Textes und der Musik deutet lediglich auf das Bemühen um eine wohl am ehes- ten dem Oratorium verwandte Struktur hin. Die erste Opera Drammatica in musica wird am 15. Juni 1642 anlässlich des Fes- tes des hl. Antonius von Padua (13. Juni) mit Vorausblick auf den im Juli zu feiern- den Geburtstag von Ferdinand III. unter Mitwirkung der Hofmusiker von Erzherzog Leopold Wilhelm zur Aufführung gebracht: Lo Specchio di Virtù von Orazio Persiani. Der mit einigen Operntexten für venezianische Komponisten nachweisbare Autor, zu dieser Zeit Hofpoet von Leopold Wilhelm, lässt im Prolog seines vermutlich von Gia- cinto Cornacchioli vertonten Librettos die Muse Talia in einer Ansprache an den Kai- ser die Thematik der folgenden drei Akte darlegen. In den von allegorischen Figuren und Verkörperungen verschiedener Laster (wie einem Trinker, einer Hure usw.) vor- getragenen Debatten befindet sich Mondo, der das Menschengeschlecht verkörpert, am Scheideweg zwischen Ragione und Sensualità. Dem Zauber der sinnlichen Verfüh- rungen und der eigenen Eitelkeit nachgebend, verliebt sich Mondo in die schmeichle- rische Lusinga, welche in einem Ballett der fünf Sensi die irdische Welt mit sich in den Untergang reißt. Die so der Sünde verfallenen Figuren werden schließlich von Astrea, der Göttin der Gerechtigkeit, bestraft und in einem Ballett der gefolterten Seelen zur Ruhelosigkeit verdammt. Der dritte Akt entspricht in seiner bemerkenswerten Schau- rigkeit dem blutigen Horror barocker Schauspiele oder Novellen, denn hier verzehren drei Prinzen der Unterwelt bei einem Bankett mit Genuss die erbärmlichen Reste der Sünder. Nachdem den Zusehern solcher Art die Höllenstrafen mit brutaler Grausam- keit vorgeführt wurden, verdammt zum Schluss die Figur des Libero Arbitrio alle Las- ter. Die darauf folgende Licenza beginnt mit einer Klage über den die Welt schon so lange verwüstenden Krieg und besingt schließlich Ferdinand III. gemäß seiner Devise Pietate et justitia als künftigen Friedensstifter unter den europäischen Nationen. Lo Specchio di Virtù von Orazio Persiani bleibt allerdings bezüglich seines dra- matischen Aufbaus, seiner expliziten Schauerszenen und seines Anlasses in dieser Kombination von Heiligenfest und Geburtagsfeier eine Ausnahmeerscheinung im Programm der am Kaiserhof dargebotenen geistlichen Werke. Am 3. April 1643 wird für die Karwoche Valentinis Santi risorti nel Giorno della Pas- sione di Christo, et Lazaro tra quelli, eine wohl mit späteren Sepolcri vergleichbare Opera da rappresentarsi in musica, in der Vertonung des Autors aufgeführt. Das Ferdinand III. gewidmete Werk besteht aus zwölf Sonetten, die von dem im Titel angekündigten La- zarus und fünf weiteren nicht namentlich genannten Heiligen vorgetragen werden. Am 18. August 1643 folgt eine sichtlich von Persianis Lo Specchio di Virtù inspi- rierte Darbietung: Valentinis Dialogo. La vita di Santo Agapito, fanciullo di quindeci
zurück zum  Buch Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich