Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 244 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 244 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Bild der Seite - 244 -

Bild der Seite - 244 - in Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I

Text der Seite - 244 -

Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock244 Bevor der kaiserliche Hof zu Ostern 1681 wieder nach Wien zurück kehrt, wird in Linz am Gründonnerstag, den 3. April, vor dem Hl. Grab in der Kapelle Eleonoras Minatos Le cinque piaghe di Cristo wiederholt. Neben Wiederholungen einiger Werke in der Fastenzeit 1682 und dem anony- men Oratorium L’Huomo infermo moribondo wird am Gründonnerstag, den 26. März 1682, in der Kapelle Eleonoras Il terremoto. Rappresentatione sacra von Minato mit der Musik von Draghi gespielt.501 Neben den üblichen biblischen Gestalten sind darin vor allem die allegorischen Figuren von Il Lume della Scienza und Il Lume della Fede bemerkenswert, welche am Schluss der Gespräche darauf hinweisen, dass der Mensch ebenso vor dem Zorn Gottes zittern sollte, wie die Erde nach der Kreuzi- gung Christi gezittert hat, weil auch er aus Erde ist. Während sich das osmanische Heer bereits auf dem Balkan sammelt, werden während der Fastenzeit 1683 in Wien in der Kapelle Eleonoras die Oratorien Il Tri- onfo di Davidde des als Sänger am Kaiserhof beschäftigten Paolo Castelli (1633–85) in der Vertonung des Librettisten selbst502 und vermutlich das anonyme Sant’Elena mit der Musik von Pederzuoli aufgeführt, sowie Davide prevaricante e poi pentito von Orsini wiederholt. Weiters wird das von Draghi vertonte, nur handschriftlich über- lieferte Oratorium All’ingresso di Cristo nel deserto dargeboten, dessen Autor sich als Un’anima devota bezeichnet, womit vielleicht Leopold I. gemeint ist.503 Am Gründonnerstag wird vor dem Hl. Grab in der Kapelle Eleonoras Minatos La sete di Christo in croce. Rappresentatione sacra mit der Musik von Pederzuoli gespielt. Darin vernehmen die um das Kreuz versammelten biblischen Gestalten (La B.ma Ver- gine – S. Gio. Battista – Maria Maddalena – Nicodemo – Gioseffo d’Arimathia) die Klage des dürstenden Gekreuzigten, der trotz der Schöpfung und der vollbrachten Wunder nun durch Menschenhand leidet. Es stellt sich im Laufe der Gespräche her- aus, dass er eigentlich nach den Tränen der Menschen dürstet, die nach ihm trauern. Am Karfreitag, den 16. April 1683, setzt Minato in der Hofburgkapelle mit L’eternità soggetta al tempo. Rappresentatione sacra in der Vertonung von Draghi die Reihe seiner philosophischen Libretti fort: Es handelt sich wieder um eine theologi- sche Debatte, in welcher neben L’Huomo Penitente vor allem einige, unterschied- liche Phänomene der Zeit vertretende allegorische Figuren (Il Tempo – L’Eternità – L’Inverno – La Primavera – L’Estate – L’Autunno – Il Giorno – La Notte – Trè hore 501 Beide Werke werden 1687 wiederholt. 502 Das Werk wird 1714 in einer Vertonung von Carlo Agostino Badia wieder aufgeführt. 503 Vgl. auch die auf 1654 datierte Handschrift ÖNB Cod. Ser. n. 4.270 Oratorio per la Settimana Santa, welche ebenso Leopold I. zugeschrieben wird (K. K. Hofbibliothek: Ausstellung von Habsburger-Cime- lien. Wien 1908, S. 39, Nr.256).
zurück zum  Buch Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I"
Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die italienische Literatur in Österreich