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und Einleitungen zu Balletten
nun erweiterten kaiserlichen Familie in die Handlung integriert: „Il MONARCA
LEOPOLDO hoggi quì giunge: Egli è più luminoso di Virtute, e di gloria, che
di splendori il Sole. […] Ei uien con la sua SPOSA, dal PARTO uscita d’un nouel
BAMBINO. […] Così ciascun discerne, che de l’AUSTRIACA STIRPE saran le
Glorie Eterne.“
Am 16. Januar 1685 wird zum Geburtstag der Kaiserin Minatos bereits oben er-
wähnte I varii effetti d’amore. Introduttione ad un Balletto mit der Musik von Draghi
und A. A. Schmelzer aufgeführt. Darin werden auf äußerst witzige Weise die grotes-
ken Auswirkungen der Liebe auf vier Männer vorgeführt, welche durch ehrgeizige,
aber lächerliche Initiativen (Cimone […] che, di rude, & incolto, si fà erudito, &
attilato – Clitero […] che si dà allo Studio della Negromantia – Alfridio […] che
s’applica, goffamente, alla Poesia – Aliaste […] che si mette pazzamente alla Brauura)
jeweils die Zuneigung der Angebeteten erringen möchten. Sie erzielen freilich durch
ihre Versuche in Bildung, Magie, Dichtung und Kühnheit nur komische Effekte,
die aber noch von der Liebestollheit eines Dieners (Filonio, Seruo, innamorato, che
totalmente impazzisce) übertroffen werden. Himeneo besingt in der Licenza die
vornehmste Auswirkung der Liebe, die Heirat, am Beispiel von Kaiserin Eleonore
Magdalena Theresia.
Zum Geburtstag des Kaisers wird vermutlich am 10. Juni 1685 La più generosa
Spartana. Introduttione ad un Balletto von Minato mit der Musik von Draghi und A.
A. Schmelzer dargeboten. In diesem ungewöhnlich aufwändigen, aus 18 Szenen und
Balletteinlagen bestehenden Werk wird am Beispiel einiger Angehöriger der sparta-
nischen Oberschicht das Thema der patriotischen Pflichten dargestellt. Da der aus
Sparta geflüchtete Verräter Cleonimo König Pyrrhus zum Krieg gegen seine Stadt
aufgehetzt hat, wird er von Chelidonida verstoßen. Die vorbildlichen spartanischen
Frauen, besonders Archidamia, muntern ihre Geliebten zum Kampf auf und verspre-
chen ihnen Belohnung für die Erfüllung ihrer patriotischen Pflicht im Kriege. Die
Frauen sind ihrerseits bereit, sich für die Verteidigung der Heimat aufzuopfern (einige
spenden z.B. ihre Haare für Bogensehnen), und verweigern z.T. mit der Waffe in der
Hand die vom Senat vorgeschlagene Rettung in das sichere Kreta. Acrotato kommt
schließlich siegreich aus dem Krieg gegen Pyrrhus nach Sparta zurück und bekommt
die von ihm geliebte Chelidonida zur Frau. Zum Abschluss verkündet die Kriegsgöttin
Bellona die Fortsetzung dieser spartanischen Tugenden durch Kaiser Leopold I. und
preist ihn als würdigen Nachfolger der spartanischen und römischen Kriegshelden:
„Cinto di Sacro Allor l’Augusta Chioma, le Glorie auuanzerà di Sparta, e Roma.“
Zum Namenstag des Kaisers 1685 wird Minatos Il rissarcimento della ruota della
Fortuna. Introduttione ad un Balletto in der Vertonung von Draghi und A. A. Schmel-
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549