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323Faschingsopern
Auch eine deutsche Gesamtübersetzung aus dieser Zeit ist in einer Wiener Hand-
schrift (ÖNB Cod. 13.124) überliefert, deren Verhältnis zur Aufführung bei Hof
allerdings noch nicht geklärt ist.
Die dreiaktige Oper La lanterna di Diogene handelt vom siegreichen Feldzug
Alessandros gegen den persischen König Dario, während dessen die Ehefrau und
Töchter von Dario in Gefangenschaft geraten. Diese staatspolitische Verwicklung
wird verflochten mit der komischen Suche von Diogene nach vernünftigen Men-
schen, die er mit Hilfe seiner Laterne aufzuspüren hofft. Alessandro wird mit ver-
schiedenen philosophischen Lehren konfrontiert (Calane Filosofo – Pleusippo, Par-
menide, Euritide, Ermione, Mileno e Serite, Persone osseruate da Diogene – Noue
Filosofi Ginnosofisti), deren Hintergründe ihm Diogene äußerst witzig erläutert:
Alessandro si leua dal Trono: gl’altri Partono: Diogene li và numerando con la Lanterna
ad vno per uno, come che partono: poi resta con Alessandro.
Dio: Quanti sono, Alessandro,
Cotesti, che sen vanno?
Ale: Quattro. Dio: Son Cinque. Ale: Come?
Dio: Numeriamli; e vedrem, se questo Lume
Ingannato m’hauesse.
Efestion, Cratero,
Parmenion, Filota; e l’Interesse.
Ale: Che interesse? Dio: Il priuato: […] (S. 20f.)
Derart zur Weisheit erzogen, heiratet Alessandro am Ende Darios Tochter Statira,
die sich trotz der Standhaftigkeit von Antigene (Prencipe Persiano, in habito Greco),
der seinen Rivalen Alessandro in einer dramatischen Szene zu ermorden beabsich-
tigt, für die neue Kultur entscheidet. Alessandro besingt die neue Harmonie:
T’innalzo a’ miei Diademi,
Non ti priuo de’ Tuoi,
Gioir, mia Vita, puoi.
Del tuo Destino
Placata è l’ira,
Cessò il rigor. (S. 96)
Es handelt sich bei dem Text Minatos, der auf der buffa-Ebene von dem aus der Com-
media dell’arte übernommenen Limo (Discepolo Goffo di Diogene; vgl. den ent-
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549