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333Faschingsopern
politischen Gründen heiraten möchte. Trotz der Hilfe von Lidolfo (Figlio d’Ottone
Magno) und Ernesto, die ihr unerkannt bei der Verteidigung des belagerten Pavia bei-
stehen, muss sie schließlich eine Einwilligung in die Heirat mit Adalberto vortäuschen.
Die Situation kompliziert sich zusätzlich, als Adalberto die heimliche Liebe zwi-
schen Adelaide und Lidolfo entdeckt und selbst der ihm von Osmonda (Prencipessa
d’Inghilterra sconosciuta, sotto nome d’Idrena) entgegengebrachten Liebe aus Staats-
raison widerstehen muß. Mit Hilfe von der als Zauberin verkleideten Aspasia (Nutrice
d’Osmonda, e poi d’Adelaide sotto nome di Melitea) wird Adalberto gefangen genom-
men und in der Schlussszene mit den wahren Verhältnissen konfrontiert. Am Ende
finden Adalberto und Osmonda sowie Adelaide und Lidolfo glücklich zusammen.
Das komische Potential wird im originalen Opernlibretto nur von dem komi-
schen Diener Bleno ausgespielt, während eine Wanderbühnenversion des Stoffes,
deren Zuschreibung an Joseph Anton Stranitzky oder Heinrich Rademin umstritten
ist, die Figur des Spassmachers in bewährter Manier in den Vordergrund stellt (vgl.
den Abschnitt über die Commedia dell’arte).
Am 14. Februar 1697 folgt bei Eleonore Maria von Lothringen in der Amalienburg
Cupedas Bacco, vincitore dell’India. Festa teatrale mit der Musik von Badia, ein Einak-
ter mit Ballett über das im Titel genannte Thema aus der griechischen Mythologie.
Ebenfalls in diesen Tagen werden, vermutlich im Hoftheater, die dreiaktigen L’Amor
trionfante overo la Tirannide placata. Scherzo scenico, mit Kampfszenen von Domenico
Dalla Vigna, und La Fede costante. Scherzo scenico in der Vertonung von Hoffer gespielt.
Am 16. Februar 1700 wird abends im Rahmen einer Akademie für Leopold I. im
neuen, 1699 von Ferdinando Galli Bibiena errichteten Hoftheater Il Fato monarchico.
Festa teatrale in einem Akt mit der Musik von Johann Joseph Fux und Hoffer zu Ballett-
einlagen von Torti und vier Kampfspielen von Giovanni Battista Guerrieri aufgeführt.
Am Tag danach folgt die bereits erwähnte Wiederaufnahme von Le risa di Democrito.
Trattenimento per musica des zwei Jahre davor verstorbenen Minato, diesmal in der Verto-
nung von Pistocchi und Hoffer. Außerdem bietet diese Saison das eher panegyrische Cu-
pido fuggitivo da Venere, e ritrovato a piedi della Sacra Reale Maesta d’Amalia. Trattenimento
Carnevalesco des sonst kaum nachweisbaren Antonio Spedazzi mit der Musik von Badia.
Vermutlich am 25. Februar 1702 wird abends im großen Hoftheater Il carceriere
di se medesimo. Drama per musica in drei Akten von Lodovico Adimari (1644–1708) in
einer kollektiven Vertonung der Hofmusiker, mit von Hoffer vertonten Balletteinla-
gen von Torti und Simone Pietro Levassori della Motta, aufgeführt.595
595 Vgl. die Details dazu im Abschnitt über die Commedia dell’arte im Musiktheater; zur Rezeptionsge-
schichte vgl. Martino: Die italienische Literatur, S. 24f.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549