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371Opern
zu Geburten im Kaiserhaus
tonung von Antonio Draghi und Leopold I. sowie der Ballettmusik von Johann
Heinrich Schmelzer zu den drei Choreographien von Santo Ventura werden Mi-
natos drei Akte mit jeweils 20 Szenen in 12 Bühnenbildern von Ludovico Ottavio
Burnacini unter Einsatz unzähliger Maschinen (acht im ersten, dreizehn im zweiten
und sieben im dritten Akt) und mit insgesamt acht Attioni et apparenze, d.h. als ein-
drucksvolle Schaubilder gestaltete Massenszenen, aufgeführt.
Scipio hat zwar die karthagischen Armeen aus Süditalien vertrieben, aber eine
neue Bedrohung steht bevor. Zum künftigen Schutz Italiens soll laut den Sibylli-
nischen Büchern die steinerne Madre Idea aus Asien nach Rom gebracht und au-
ßerdem auf Geheiß des Senats die Vestalin Claudia an Hannibals Bruder Magone
verheiratet werden. Den römischen Botschaftern sichert das Orakel von Delphi
die Herausgabe dieses Kultobjekts durch König Atalo zu, wenn es in Rom dem
besten Bürger übergeben und Atalos Tochter Acrisia mit diesem verheiratet wird.
Der Senat wählt den noch jugendlichen Scipio, was zum Gefühlskonflikt führen
muss, weil er Claudia heimlich zugetan ist. Auch der Flussgott Tiber spricht sich
für die patriotische Verbindung von Scipio und Claudia aus, wobei allerdings eine
Vertauschung der Porträts zu einer Reihe von Missverständnissen führt. Bei der
Rückkehr aus Asien strandet das den kultischen Stein transportierende Schiff an der
Tibermündung und lässt sich nicht mehr weiterbewegen. Der Senat, die römischen
Frauen und Scipio begeben sich an die Stelle, wo schließlich die Vestalin Claudia
mit ihrem Gürtel das Schiff von Grund zieht. Der Stein der Madre Idea wird in
den Siegestempel gebracht. Während Scipio aus Unwissenheit in die falsche Heirat
einwilligt, geht im Tempel der Vesta das ewige Feuer aus und wird durch Claudia
wieder entfacht. Letztlich werden bei der Gegenüberstellung im Tempel alle Miss-
verständnisse aufgeklärt und die glückliche Vereinigung von Scipio und Claudia
gefeiert.
Die thematische Grundlinie des Weiterbestands der Dynastie wird bereits im
Titelkupfer mit der emblematischen Darstellung des Phönix und dem beigefügten
Spruch „Extat Sol: Adest Fœnix. Ardet Ignis: Ita reparabitur Germen tuum.“ vor-
gegeben. Die allegorische Entschlüsselung wird durch den Autor selbst geliefert,
der Il Fuoco eterno mit der Casa d’Austria gleich setzt. Scipio entspricht natürlich
Leopold, von dem es am Ende der dritten Szene des ersten Aktes heißt:
Hà rare Doti. Hà ’l Merto
di Cn: Scipione il Genitor, che, l’Armi
Ne l’Iberia reggendo
Vi morì glorioso. Adorno splende
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549