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377Hochzeitsopern
Anlässlich der zweiten Eheschließung von Ferdinand III. mit Erzherzogin Maria Le-
opoldine von Tirol 1648 entsteht I trionfi d’Amore. Dramma imperfetto in fünf Akten
mit Prolog und Licenza, dessen anonymes Libretto nur in einer Handschrift (ÖNB
Cod. 13.182) erhalten ist und das nach zweimaliger Verschiebung wegen Hoftrauer
schließlich mit der Musik von Felice Sances (~1600–1679) zu einem nicht ermittel-
baren Zeitpunkt im Frühjahr 1649 in Preßburg zur Aufführung kommt. Im Mittel-
punkt der Handlung steht nach einem programmatischen Prolog von Amore und
Venere eine Ausarbeitung der Liebesgeschichte von Ulisse mit Circe Maga, wie sie
in Homers Odyssee überliefert ist. Die Licenza feiert mit einem huldigenden Du-
ett die vorbildliche Liebe des Brautpaares, welche keine Zaubermittel braucht und
ebenso standhaft wie jene Penelopes sein wird.
Die 1651 geschlossene dritte Ehe von Ferdinand III. mit Herzogin Eleonora II.
Gonzaga wird bemerkenswerter Weise mit keiner Festaufführung begangen, so
dass die nächste bedeutende Feierlichkeit dieser Art anlässlich der ersten Ehe von
Leopold I. mit Margarita Teresa auf dem Programm des Hofes steht. 1667 findet
in diesem Zusammenhang die bereits im Abschnitt über Aufzüge und Rossballette
besprochene Aufführung von La Contesa dell’Aria, e dell’Acqua. Festa a cavallo statt,
einer der absoluten Höhepunkte des Spielplanes am Wiener Hof. Die zweite Hei-
rat von Leopold I. mit Claudia Felicitas von Tirol findet vermutlich auf Grund der
damit verbundenen Reisebewegungen ihren Niederschlag lediglich in zwei kleine-
ren Werken: der am 15. Oktober 1673 in Wien gespielten Provare per non recitare.
Compositione per Musica und der am 17. Oktober in Graz dargebotenen Gl’incantesimi
disciolti. Introduttione d’un balletto, welche bereits in den entsprechenden Abschnitten
(Serenaden, Ballette) erwähnt wurden.
Während die dritte Eheschließung von Leopold I. mit Eleonore Magdalena
Theresia von der Pfalz-Neuburg nur mit der Aufführung von Minatos Gli Dei con-
correnti. Epitalamio musicale mit der Musik von Draghi, Leopold I. und J. H. Schmel-
zer im bischöflichen Palais von Passau gefeiert wird, sticht das Jahr 1678 durch zwei
große Hochzeitsopern am Wiener Hof hervor: Zunächst die am 8. Februar im Hof-
saal der Burg von Wiener Neustadt zur Hochzeit von Erzherzogin Eleonora Ma-
ria Josefa in zweiter Ehe mit Karl V. von Lothringen dargebotene La conquista del
vello d’oro. Festa teatrale von Minato in der Vertonung von Antonio Draghi und J.
H. Schmelzer. In deutlicher Abwandlung des aus den Argonautika von Apollonios
von Rhodos bekannten Mythos werden in drei Akten und mit drei Balletteinlagen
von D. Ventura in fünf Bühnenbildern von Burnacini die ereignisreichen Liebes-
geschichten von Jason dargestellt. Auf dem Argonautenzug hat sich Giasone zu-
nächst auf Lemnos mit Isifile vermählt, dann aber nach Eroberung des Goldenen
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549