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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 380 -
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Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock380 garn-Feldzug zurückgekehrte Maximilian II. Emanuel von Bayern das gefährdete Palladium rettet. Darüber hinaus erlangt diese Thematik in der zwölf Jahre später erfolgenden Überführung des Gnadenbildes von Maria Pötsch in den Stephansdom zusätzliche Bedeutung, eben weil darin – wie im Abschnitt über die religiöse Litera- tur zitiert – ein dem Palladium vergleichbares Objekt in die Residenzstadt gebracht wird. Mit dieser letzten Hochzeitsoper in seiner Gesamtproduktion hat Nicolò Minato ein weiteres Zeugnis seiner spezifischen Schaffenskraft und seiner persönlichen Ge- staltung des dramma per musica hinterlassen. Im Gesamtregister der über 200 Werke Minatos scheinen insgesamt 51 Libretti auf,631 die der Autor als dramma per mu- sica bezeichnet. Bei einer weiter gefassten Definition des historischen Librettos, die auch Stoffe aus mythischer Zeit einschließt (was etwa auch der Tradition der antiken Geschichtsschreibung bei Herodot oder Livius entspricht), kann man alle großen Libretti Minatos als äußerst kreative Kombinationen von Geschichte und Fiktion bezeichnen, in denen das historische Element immer dem Prinzip der historia magis- tra vitae gehorcht und folglich als Vergleichsbasis in der panegyrischen Allegorie am Schluss der Stücke herangezogen wird, während die Fiktion der Liebesbeziehungen gemäß dem Prinzip des Belehrens und Erfreuens den erwünschten Anteil an Unter- haltung beiträgt. Bei der erstaunlich vielfältigen Wahl seiner historischen Themen konzentriert sich Minato vor allem auf vier Gebiete: die orientalisch-antike Überlieferung (z. B. Creso und Xerse; beide aus Herodots Historien), die griechischen Stoffe (z. B. Artemi- sia aus den Noctes Atticae von Aulus Gellius oder La forza dell’amicizia aus den Gesta Romanorum),632 die römische Geschichte (z. B. La caduta di Elio Sejano und La prospe- rità di Elio Sejano aus Suetons Vitae Caesarum oder Il fuoco eterno custodito dalle Vestali aus Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia) und schließlich auf mittelalterliche Themen (z. B. L’Adalberto ovvero La Forza dell’astuzia femminile oder Gundeberga). Ein wichtiges Auswahlkriterium für die Stoffe stellt dabei ganz klar die Übertrag- barkeit der allegorischen Inhalte auf die zeitgenössische Situation bei Hof und den 631 Diese Zahl beinhaltet zwar die nach dem Tod von Giovanni Faustini fertig gestellten Texte (wie Artimisia und Elena), schließt aber die in manchen Nachschlagewerken immer wieder auftauchenden Zuschreibungen von Il girello und Il Mauritio aus. Vgl. Alfred Noe: Nicolò Minato. Werkverzeichnis. Wien 2004. 632 Ein Stoff, den man in Schillers Bürgschaft wiederfindet. Anzumerken ist bei dieser Gelegenheit, dass die historische Dramenkonzeptionen Minatos und Schillers erstaunliche Parallelen aufweisen, die eine vergleichende Untersuchung verdienen würden. Außerdem scheint in dieser Hinsicht bemerkenswert, dass sich Alessandro Manzoni bei seiner Entwicklung des historischen Dramas der Romantik an den deutschen Vorbildern orientierte, hingegen Minato in der Diskussion dieser Zeit keine Berücksichtigung findet. Auch das unterstreicht die eingangs skizzierte Haltung der nationalen Literaturtraditionen gegen- über den im fremdsprachigen Ausland tätigen poeti cesarei.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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