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Die italienische Aufklärung in
Österreich390
„Plus ultra“), welches nun als eine die österreichische Krone tragendes Säulenpaar hin-
ter dem Doppeladler mit zwei ineinander verschränkten C, unter Hinzufügung zahlrei-
cher bildlicher Anspielungen (Keule, Hermesstab, Lorbeerzweig und Liktorenbündel)
abgewandelt wird. Vor allem nach seinem Sieg bei Saragossa 1710 präsentiert sich Karl
als Hercules Gaditanus, der die Grenzen seines Territoriums absteckt:
Die biographische Parallelisierung römischer Herrscher, die wie Herkules aus
Spanien nach Rom kommen, begegnet schon bei Horaz, der die Rückkehr des
Augustus aus Spanien im Jahre 24 als Analogie zu Herkules feiert: ‚Hercules ritu‘.
Ähnliches ergab sich für Karl VI., der während seines Aufenthaltes in Spanien,
wo er die Säulen des Herkules durch die Eroberung Gibraltars sich de facto zu
eigen gemacht hatte, zum Kaiser gewählt wurde und den seine Reise zur Kaiser-
krönung in Frankfurt über Italien führte.642
Die Reise führt Karl von Barcelona, wo er am 27. September 1711 aufbricht, über
Genua, Mailand und Innsbruck nach Frankfurt, wo am 22. Dezember 1711 die Krö-
nung zum deutschen Kaiser stattfindet.
In ihrer geistesgeschichtlichen Konzeption bedeuten diese unter Joseph I. be-
reits angedeuteten, jetzt aber mit Nachdruck umgesetzten Neuorientierungen eine
Übernahme des französischen Modells, das unter Ludwig XIV. seine kontinentale
Verbreitung gefunden hat und schließlich auch den wichtigsten Rivalen, Österreich,
in seinen Bann zieht:
Parallel zu dieser politischen Zentralisierung schuf Karl VI. die institutionellen
Rahmenbedingungen für eine Kunstpolitik im Sinne Ludwigs XIV.: 1716 er-
folgte die Gründung des Hofbauamtes unter der Leitung des Grafen Gundacker
von Althan und 1726 die Wiedergründung der Kunstakademie nach französi-
schem Vorbild durch Jacques von Schuppen und gleichfalls unter dem Protekto-
rat von Althan.643
642 Franz Matsche: Die Kunst im Dienste der Staatsidee Kaiser Karls VI. Ikonographie, Ikonologie und Program-
matik des ‚Kaiserstils‘. Berlin / New York 1981, S. 346f. Vgl. auch Marcus Landau: Geschichte Kaiser Karls
VI. als König von Spanien. Stuttgart 1889. – Rosina Topka: Der Hofstaat Kaiser Karl VI. Diss. Wien 1954. –
Friederike Stern: Untersuchungen des panegyrischen Schrifttums für Kaiser Karl VI. (1685–1740). Dipl.Arbeit
Wien 1986. – Elisabeth Th. Hilscher: „… Dedicata alla Sacra Cesarea Maestà …“. Joseph I. (1678–1711) und
Karl VI. (1685–1740) als Widmungsträger musikalischer Werke – zum historischen und geistesgeschichtlichen
Umfeld der Widmungskompositionen. In: Studien zur Musikwissenschaft 41 (1992), S. 95–177.
643 Friedrich Polleroß: Renaissance und Barock. In: Peter Csendes / Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Ge-
schichte einer Stadt. Band 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert). Hg. von Karl Vo-
celka und Anita Traninger. Wien / Köln / Weimar 2003, S. 453–500; hier S. 480.
Die italienische Literatur in Österreich
Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die italienische Literatur in Österreich
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1797
- Band
- I
- Autor
- Alfred Noe
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2011
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78730-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 780
- Schlagwörter
- Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 9
- I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
- II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
- II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
- II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
- II.3 Barocke Akademien 92
- III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
- III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
- III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
- III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
- IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
- V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
- V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
- V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
- V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
- V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
- V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
- V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
- V.7 Aufzüge und Rossballette 302
- V.8 Musikalische Feste 305
- V.9 Faschingsopern 314
- V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
- V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
- V.12 Hochzeitsopern 375
- VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
- VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
- VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
- IX. Verzeichnis der Drucke 549