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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 405 -
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405Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio spektakuläre Hinrichtung fordert, und dem zögernden Pilatus werden durch die be- drückte und reuevolle menschliche Seele (L’Anima compunta) ausführlich kommen- tiert und zu belehrenden Einsichten formuliert. Diese offenkundig geschätzte inhaltliche Linie verfolgt Pariati mit seiner Grabes- andacht am 12. April 1718673 in der Hofburgkapelle weiter: Cristo| nell’orto| Componimento sacro per musica| applicato al suo| santis- simo sepolcro| e cantato| nell’augustissima cappella| della| sac. ces. e cattolica real| maestà| di| Carlo VI| imperadore| de’ Romani| sempre augusto,| l’anno MDCCXVIII.| Poesia del sig. Pariati poeta di s. m. ces. e catt.| Musica del sig. Gio. Gioseffo Fux maestro di cappella di| sua maestà ces. e catt.| Vienna d’Au- stria,| appresso Gio. Van Ghelen stampatore di corte di sua m. c. e c.674 Pariatis Sepolcro schildert die Gespräche Christi mit den allegorischen Gestalten der göttlichen Liebe (L’Amor divino verso l’uomo), der Gerechtigkeit (La Giustizia di- vina), einer betrachtenden Seele (L’Anima contemplativa) und seinem Beistandsengel (L’Angelo confortatore di Cristo) im Garten Gethsemane am Vorabend der Passion. Im Eingangschor der Engel wird Christus als der neue Adam dem einst der Sünde verfallenen Stammvater des Menschengeschlechts gegenüber gestellt. Als Wieder- gutmachung für den Sündenfall wird die exemplarische Not, die Christus in Form von menschlicher Furcht vor dem Sterben in dieser Nacht durchleidet, zum Gna- denakt der Fleisch gewordenen Weisheit, der „sapienza incarnata“, die der Chor am Ende des ersten Teiles besingt. Pariatis poetische Predigt transponiert mit der Musik von Fux das Publikum auf den Ölberg und involviert es in Gestalt der betrachtenden Seele in das Geschehen, aus welchem alle Beteiligten geläutert hervorgehen. Dieses Werk, durch welches Pariati seine Position als würdiger Nachfolger der geistlichen Libretto-Tradition von Minato endgültig festigt, wird 1723 in Wien und 1731 in Kremsier (Kroměříž) am Hof von Kardinal Wolfgang Hannibal von Schrat- tenbach, 1711–38 Bischof von Olmütz, wieder aufgenommen. Thematisch ist diese Lösung der Aufhebung des Sündenfalls durch die Passion Chri- sti zwei Wochen zuvor, am 31. März 1718 in der Hofburgkapelle, mit der Aufführung von Pariatis La colpa originale. Oratorio in der Vertonung von F. B. Conti vorbereitet wor- den. Darin werden in Interaktion der Gestalten aus der Genesis (Dio – Adamo – Eva 673 Das ist der Dienstag der Karwoche. An diesem Detail ist zu bemerken, dass die Tradition des geistlichen Musikdramas vor dem heiligen Grab nicht mehr – wie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert – an die Abende des Gründonnerstags und des Karfreitags gebunden ist. 674 Gronda: La carriera di un librettista, S. 219.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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