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Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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Die italienische Aufklärung in Österreich452 Allerdings wird die herausragende Position des Herrschenden bereits weniger als jene eines weltlichen Vertreters der göttlichen Ordnung und ihres Schutzauftra- ges verstanden, zu dessen Machtentfaltung auch das höfische Fest dient, sondern im Sinne der Frühaufklärung mit der mühevollen Verpflichtung des obersten Die- ners des Staates verknüpft, dessen Herrschaft ihm keine Muße vergönnt, so dass für ihn Unterhaltung und Repräsentation im Fest zusammen fallen. Die dargebo- tenen Werke sollen daher in gleicher Weise dem Auftraggeber lehrreiche Bezüge zur Geschichte als Lehrmeisterin der Regierenden und maßvolle Unterhaltung als Ausgleich für seine schwere Regierungslast bieten, so wie sie das geladene Publikum an diesen übermenschlichen Dienst des Herrschers und seine Position innerhalb der Menschheitsgeschichte erinnern: Es fällt auf, daß von den Libretti, die Metastasio in den ersten zehn Jahren sei- nes Wirkens in Wien schrieb (Demetrio, Issipile, Adriano in Siria, L’Olimpiade, De- mofoonte, La clemenza di Tito, Achille in Sciro, Ciro riconosciuto, Temistocle, Zenobia, Attilio Regolo), bei jenen, die für den Namenstag des Kaisers bestimmt waren, die Titelhelden männliche historische Persönlichkeiten sind, also ein direkter Ver- gleich mit dem Herrscher von vornherein angestrebt wird.763 Auf struktureller Ebene führt Metastasio die schon von Zeno in Angriff genommene Reform der ernsten Oper nach den Konzepten der französischen Tragödie fort und vermeidet konsequent die für das venezianische Libretto charakteristische Aufspal- tung in die hohe und die niedrige Ebene, mit ihren spezifischen Gestalten und ih- rem sprachlich sowie musikalisch typischen Ausdrucksniveau. In seinen durchwegs dreiaktigen Musikdramen, die sich in ihrem Aufbau den Regeln der drei Einheiten (Handlung, Ort und Zeit) unterwerfen, reduziert Metastasio die im 17. Jahrhundert häufig beeindruckend hohe Anzahl von Personen und die mit ihnen verbundenen Pa- rallelen in der Handlung auf eine überschaubare Personenkonstellation (im Idealfall nicht mehr als zehn) in einer schematisierten Szenengestaltung, die die Entwicklung eines zentralen Konflikts verfolgt. Das bedeutet auch eine stilistisch einheitliche Aus- drucksform, welche die zur Belustigung eingestreuten Dienerfiguren vermeidet: Alle Personen sprachen, gleich welchen Standes sie waren, eine gehobene Büh- nensprache, was am Wiener Hof heftig bedauert wurde, weil man die oft recht Kaiser Karl VI. und ihre Vertonung durch Antonio Caldara. In: Sommer-Mathis / Hilscher (Hg.): Pietro Metastasio – uomo universale, S. 63–72; hier S. 63. 763 Hilscher: Antike Mythologie und Habsburgischer Tugendkodex, S. 69.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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