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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
Seite - 453 -
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453Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument derben Szenen mit Personen niedrigen Standes sehr schätzte (man denke an die Rolle des Momo in Il pomo d’oro).764 Diese Gestaltungsweise widerspricht nur scheinbar der an die französische Tragö- die gestellten Anforderung der Wahrscheinlichkeit (vraisemblance), denn das dort ausgearbeitete Konzept sieht auch eine Trennung in die Träger einer Aussage (inter- locuteurs) und in Hilfsfiguren (figurants) vor. Jene Akteure, die trotz ihres niedrigen Standes inhaltliche Aussagen in gehobener Sprache formulieren, erweisen sich in der Regel als verkleidete oder unerkannte Vertreter der Führungsschicht. Die Emotiona- lität der Figuren wird damit von der sprachlichen Vielfältigkeit auf die musikalische Ausgestaltung des Gesagten verlagert, was auch die große Attraktivität von Metas- tasios Libretti bei den zeitgenössischen Komponisten erklärt. Die bewusst zurück- haltende Stilistik des Textes erlaubt darüber hinaus eine umso intensivere visuelle Ausgestaltung. Wie Metastasio selbst bezüglich der Vertonung von Attilio Regolo an Hasse am 20. Oktober 1749 schreibt: „Or tocca a voi, non meno eccellente artefice che perfetto amico, l’abbigliare con tal maestria i miei personaggi che, se non da’ tratti del volto, dagli ornamenti almeno e dalle vesti siano distintamente riconosciuti.“765 Der erste indirekte Kontakt mit Wien ergibt sich für den jungen Metastasio in Form eines Auftragswerkes für die Hochzeit von Antonio Pignatelli mit Anna Fran- cesca Pinelli am 30. Mai 1721 in Neapel, wofür auf Anregung der Schwester des Bräutigams, Maria von Althann, Hofdame der Kaiserin Elisabeth Christine, Endimi- one. Azione teatrale mit der Musik eines Unbekannten gewählt wird. Der Autor plat- ziert in einer Replik von Amore gegen Ende des Textes geschickt die geographischen Verbindungen zwischen Spanien, Neapel und Wien: Io vinsi il cor guerriero Del giovinetto ibero Che, del mio foco acceso, Dove il Vesévo ardente Al fiero Alcionéo preme la fronte, Due pupille serene In fin dall’Istro a vagheggiar ne viene. (Bd. 2, S. 88) 764 Hilscher: Antike Mythologie und Habsburgischer Tugendkodex, S. 68. 765 Pietro Metastasio: Tutte le opere. Hg. von Bruno Brunelli. 5 Bände. Mailand 1947–54, Band 3, S. 430f.; die Werke Metastasios werden, wenn nicht anders angegeben, mit Band und Seitenzahl aus die- ser Ausgabe zitiert. Vgl. auch die Ausgaben der Oratori sacri von Sabrina Stroppa (Venedig 1996), der Drammi per musica von Anna Laura Bellina (3 Bände. Venedig 2002–04) und der Poesie von Rosa Necchi (Mailand 2009).
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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