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Historische Aufzeichnungen
Die italienische Literatur in Österreich - Von den Anfängen bis 1797, Band I
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455Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument D’une part, il lui revenait d’attirer vers les souverains la faveur de leurs sujets: il jouait un rôle de ‘trait d’union’ entre les monarques et leurs peuples selon une direction allant du bas vers le haut; mais, dans le même temps, il exerçait la fonc- tion de médiateur dans le sens opposé. Il investissait en effet l’éloge d’une valeur morale spécifique.767 Wie schon bei den seinen Vorgängern betreffen diese Aufgaben sowohl die Auswahl der Stoffe als auch deren Verarbeitung in geistlichen ebenso wie in weltlichen Li- bretti. In der Karwoche 1730 wird in der Vertonung von Caldara Metastasios erstes Werk am Kaiserhof dargeboten, sein noch in Rom verfasstes Oratorium La passi- one di Gesù Cristo,768 welches die zweite Azione teatrale sacra seines Schaffens nach Per la festività del Santo Natale769 ist. Wie bereits sein Vorgänger Zeno bietet auch Metastasio in seinen geistlichen Libretti – verwoben mit zahlreichen Verweisen auf die entsprechenden Bibelstellen sowie die exegetische Tradition – eine dramatisierte Nacherzählung der jeweiligen Geschehnisse, welche in der Regel in einem ersten Teil die Bedrohung und Verwirrung durch dem Glauben feindliche Prinzipien dar- stellen, um im zweiten Teil dann einen Ausweg in der Hoffnung auf göttliche Hilfe anzubieten. Metastasios poetisch ausformulierte Andachten, die in ihrer Argumenta- tionweise mit der Predigtliteratur ihrer Zeit vollkommen übereinstimmen,770 führen das Publikum über die Gemütsbewegungen der handelnden Gestalten zur Einsicht in das Fehlverhalten und schließlich zur befreienden Aussicht auf Erlösung. Wie es im Schlusschor von La passione di Gesù Cristo in Anspielung auf eine Predigt von Bernhard von Clairvaux heißt: Santa Speme, tu sei Ministra all’alme nostre Del divino favor: l’amore accendi, La fede accresci, ogni timor disciogli. (Bd. 2, S. 563) 767 Sala Di Felice: Métastase poète ‚impérial‘, S. 159. 768 Vgl. Erika Kanduth: Metastasio ‚viennese‘. I componimenti sacri. In: Italianistica 13.1–2 (1984), S. 125– 143. – Sabrina Stroppa: ,Fra notturni sereni‘. Le azioni sacre del Metastasio. Florenz 1993. 769 1727 im Auftrag von Kardinal Ottoboni geschrieben und mit der Musik von Giovanni Costanzo im Palais der päpstlichen Kanzlei zum ersten Mal aufgeführt. Es ist das eines der seltenen Werke Metastasios, die nie außerhalb Italiens gespielt wurden. 770 Vgl. Don Neville: Metastasio: Poet and preacher in Vienna. In: Sommer-Mathis / Hilscher (Hg.): Pietro Metastasio – uomo universale, S. 47–61.
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Die italienische Literatur in Österreich Von den Anfängen bis 1797, Band I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die italienische Literatur in Österreich
Untertitel
Von den Anfängen bis 1797
Band
I
Autor
Alfred Noe
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78730-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
780
Schlagwörter
Italian Literature, Habsburg Monarchy, Libretto, Court Festivities
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 9
  2. I. Der italienische Humanismus in Österreich 27
    1. I.1 Francesco Petrarca in Prag 28
    2. I.2 Enea Silvio Piccolomini in Wien 35
    3. I.3 Die Humanisten an den Höfen und Universitäten 56
    4. I.4 Die Panegyrik für Maximilian I 64
    5. I.5 Die Späthumanisten zwischen Wien und Prag 72
  3. II. Der Petrarkismus und die Akademiebewegung in Österreich 79
    1. II.1 Petrarkismus und protestantischer Adel 81
    2. II.2 Die Rezeption der Madrigalistik an den Höfen 87
    3. II.3 Barocke Akademien 92
    4. III. Die religiöse Literatur von der Gegenreformation zur katholischen Frühaufklärung 99
    5. III.1 Reformorden aus Italien und ihre Volksmissionen 101
    6. III.2 Die kontemplative Literatur für Laien 114
    7. III.3 Die katholische Frühaufklärung 127
  4. IV. Die italienische Improvisationskomödie 135
    1. IV.1 Italienische Truppen in Österreich und Böhmen 143
    2. IV.2 Die Commedia dell’arte im österreichischen Musiktheater des 17. und 18. Jahrhunderts 157
    3. IV.3 Italienische Texte der deutschen Wanderbühne in Österreich 188
  5. V. Die literarische Selbstdarstellung des Kaiserhofes im Barock 199
    1. V.1 Die Bedeutung der Historiographie 208
    2. V.2 Die Funktion der kaiserlichen Hofdichter 214
    3. V.3 Geistliche Musikdramen und Oratorien 218
    4. V.4 Die Rezeption des italienischen Musiktheaters zu Beginn des 17. Jahrhunderts 263
    5. V.5 Serenaden, Kammerfeste und andere Kleinformen 274
    6. V.6 Ballette und Einleitungen zu Balletten 293
    7. V.7 Aufzüge und Rossballette 302
    8. V.8 Musikalische Feste 305
    9. V.9 Faschingsopern 314
    10. V.10 Opern zu Geburts- und Namenstagen im Kaiserhaus 334
    11. V.11 Opern zu Geburten im Kaiserhaus 369
    12. V.12 Hochzeitsopern 375
  6. VI. Die italienische Aufklärung in Österreich 385
    1. VI.1 Die Kontakte der italienischen Frühaufklärer zum Wiener Hof 393
    2. VI.2 Die geistlichen Libretti der Generation vor Metastasio 399
    3. VI.3 Die weltlichen Libretti der Generation vor Metastasio 419
    4. VI.4 Pietro Metastasio – der Hofdichter als Monument 449
  7. VII. Von der Spätaufklärung zur Frühromantik 490
    1. VII.2 Die neuen Leidenschaften im Libretto 504
    2. VII.3 Die italienischen Reformbewegungen und Österreich 524
  8. VIII. Die Verbreitung der italienischen Literatur 531
    1. VIII.1 Die Drucker italienischer Werke 531
    2. VIII.2 Das Libretto als wichtigste Gattung 538
    3. VIII.3 Übersetzungen in das Deutsche 540
    4. VIII.4 Die Präsenz in den Bibliotheken 545
  9. IX. Verzeichnis der Drucke 549
    1. Bibliographie 685
    2. Riassunto 713
    3. Personen- und Titelregister 725
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