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Jahr der Einsetzung der ersten Zensurkommission, und 1848 stellt somit aus der
Perspektive der Zensurpraxis einen vergleichsweise homogenen Block dar.
Angesichts dieser Tatsache mag es erstaunen, dass eine epochenübergreifen-
de Studie zur Zensur innerhalb dieses Zeitraums noch immer fehlt. Es existieren
Untersuchungen zu einzelnen Zeitabschnitten und auf dominante Protagonisten
wie van Swieten, Maria Theresia, Joseph II. oder Metternich fokussierte Studi-
en. Die wichtigsten dieser Vorarbeiten werden in den einen historischen Über-
blick bietenden Kapiteln zwei und drei erwähnt bzw. dankbar benützt. Meist
standen in der älteren Zensurforschung die Organisation und ideologische Stoß-
richtung der Zensur im Mittelpunkt, nur selten ihre Auswirkungen auf die Lite-
ratur und das literarische Leben. Dies mag damit zusammenhängen, dass über
die ausgesprochenen Verbote und Behinderungen der Verbreitung bisher nur
sehr lückenhafte Informationen vorlagen. Diese Lücke konnte durch die kürz-
lich fertiggestellte Datenbank „Verdrängt, verpönt – vergessen? Eine Datenbank
zur Erfassung der in Österreich zwischen 1750 und 1848 verbotenen Bücher“
geschlossen werden.6 Die vorliegende Untersuchung stützt sich über weite Stre-
cken auf Auswertungen dieser Datenbank und mit deren Erstellung verbundene,
ausgedehnte Archivstudien. Sowohl die Häufigkeit der Verbote als auch ihr Ver-
hältnis zu den zugelassenen Büchern, die betroffenen Sprachen bzw. Literaturen,
Autoren und Verlage sowie die Aufgliederung nach Disziplinen und Verlagsor-
ten können nun erstmals kontinuierlich verfolgt und interpretiert werden. Die
Veränderungen der Zensurtätigkeit im historischen Verlauf und ihr Zusammen-
hang mit historischen Entwicklungen und Ereignissen wie auch die Auswirkun-
gen auf den Literaturbetrieb lassen sich so detailliert und gewissermaßen seis-
mographisch nachzeichnen. Die Abschnitte über Theaterzensur wie auch einige
der Fallstudien beruhen auf in ähnlicher Form vorweg in Sammelbänden und
Zeitschriften erschienenen Beiträgen.
Insgesamt versteht sich die Untersuchung, wie im ersten Kapitel erläutert, als
literatursoziologisch inspirierter Versuch, ein möglichst umfassendes Bild der
Zensur, ihrer historischen Hintergründe und Auswirkungen zu zeichnen. Als
Grundlage für weitere Untersuchungen sollten – in Ergänzung zu der erwähn-
ten Datenbank – auch andere Quellen der Zensurforschung möglichst vollstän-
dig dokumentiert werden. Daher finden sich im Anhang neben repräsentativen
Beispielen für Zensurprotokolle mit den Urteilen der Zensoren auch alle bekann-
ten Richtlinien und Verordnungen mit den Grundsätzen und Regelungen des
Zensurverfahrens. Die ursprünglich ebenfalls geplante Dokumentation der
Namen und professionellen Profile aller beteiligten Zensoren und Beamten wur-
6 Siehe http://univie.ac.at/zensur (zuletzt abgerufen am 03.03.2017). Die Datenbank wurde inner-
halb zweier von „FWF Der Wissenschaftsfonds“ geförderten Projekten (Nummern P 13220
und P 22320) erarbeitet. 13
Vorbemerkungen
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Titel
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Autor
- Norbert Bachleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510