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• und schließlich die Entmutigung von österreichischen Schriftstellern und
Zeitschriftenredakteuren; andere würden durch die Schwierigkeiten bei der
Drucklegung von Manuskripten dazu verleitet, ihre Bücher im Ausland dru-
cken zu lassen, auch wenn das streng verboten war.
Im April 1840 schlugen die Buchhändler alleruntertänigst vor, die Abwicklung
der Zensur in einer einzigen Behörde zusammenzufassen, die auch Beschwer-
den entgegennehmen und behandeln solle. Das alleruntertänigste Bittgesuch
wurde von dem Grafen Kolowrat unterstützt, entgegengenommen und an den
Kaiser weitergeleitet.149 Das einzige unmittelbare Ergebnis dieses Gesuchs war,
dass der Kaiser dazu aufrief, Verzögerungen bei den Zensurvorgängen möglichst
zu vermeiden; Sedlnitzky ließ die Zensurordnung von 1810 lithographieren, zur
gefälligen Beachtung in den Länderstellen verteilen und erhielt vom Kaiser
zusätzliches Personal für die Bücherrevision bewilligt.150 In einem Handbillet
vom 15. Oktober 1840 hob der Kaiser allerdings auch die seit der Zensurinst-
ruktion von 1810 erlassenen Anordungen der Zensurhofstelle zur Gänze auf,
insbesondere sollte das Verfahren beschleunigt werden, indem die Polizeihofstel-
le künftig selbst, ohne Einschaltung anderer Stellen, über Manuskripte und
Bücher entschied.151 Die österreichischen Behörden gerieten in den 1840er Jah-
ren unter verstärkten Druck, weil sogar die engsten Verbündeten in Sachen Zen-
surstrenge ihre Verfahren reformierten und lockerten. So hatte Preußen 1842
spät, aber doch die 20-Bogen-Klausel und 1843 ein Ober-Zensur-Gericht ein-
geführt, das einen Schritt zur Verrechtlichung der Zensur darstellte.152 Überdies
hatten die Verleger und Buchhändler das Argument der Notwendigkeit eines
gedeihlichen Geschäftsganges auf ihrer Seite. Strenge Zensur vertrug sich nicht
mit dem Ziel der zumindest ebenso wichtigen wirtschaftlichen Prosperität.
149 Zu Kolowrats Versuchen, auf die Zensur Einfluss zu nehmen, vgl. zuletzt Isabella Schüler: Franz
Anton Graf von Kolowrat-Liebsteinsky (1778–1861). Der Prager Oberstburggraf und Wiener
Staats- und Konferenzminister. München: Utz 2016, S. 241–243.
150 Anna Hedwig Benna: Die Polizeihofstelle. Ein Beitrag zur Geschichte der Österreichischen
Zentralverwaltung. Diss. Wien (masch.) 1942, S.
211. Zum Gesuch von 1845 vgl. Karl Glossy:
Eine Denkschrift der Wiener Buchhändler aus dem Jahre 1845. In: Jahrbuch der Grillparzer-Ge-
sellschaft 14 (1904), S. 224–248.
151 Vgl. den Bericht darüber in der Leipziger Allgemeinen Zeitung, Nr. 307, 2. November 1840,
S.
3409, und die Abschrift im Archiv der Corporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musika-
lienhändler, 1840, 45.
152 Siehe Bärbel Holtz: Staatlichkeit und Obstruktion – Preußens Zensurpraxis als politisches Kul-
turphänomen. In: Acta Borussica. Neue Folge, 2.
Reihe: Preußen als Kulturstaat. Abteilung
II:
Der preußische Kulturstaat in der politischen und sozialen Wirklichkeit. Bd.
6: Preußens Zen-
surpraxis von 1819 bis 1848 in Quellen. 1.
Halbband. Berlin: de Gruyter Akademie Forschung
2015, S. 1–105, hier S. 87–93, und die Dokumente ebd., 2. Halbband, S. 761–782.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
142 3. Die Zensur als Instrument der Repression: Die Ära Napoleons und der Vormärz (1792–1848)
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Titel
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Autor
- Norbert Bachleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510