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folgekrieg in Böhmen begangenen Untaten fallen und eignet sich seinen Besitz
an.
Maria Theresia ist nicht die einzige Monarchin, die in Consuelo schlechte
Figur macht. Mit Bezug auf die grausamen Methoden der Rekrutierung für das
preußische Heer und den dort herrschenden menschenverachtenden Drill bzw.
die Verantwortung Friedrichs des Großen für diese Greuel kommt Consuelo zu
dem ironischen Schluß: „[…] les rois n’ont jamais tort, et sont innocents de tout
le mal qu’on fait pour leur plaire.“305 (Die Könige haben immer Recht und sind
nie verantwortlich für das Unrecht, das begangen wird, um ihnen zu gefallen.)
Dass diese Zustände früher oder später zu einer Revolte führen müssen, deutet
der König selbst in einem von George Sand kolportierten Bonmot an. Seinem
Neffen, der sich bei einer Parade über die außergewöhnliche Ansammlung von
Prachtkerlen verwundert, erwidert er, dass er sich über etwas anderes noch viel
mehr wundere: „C’est que nous soyons en sûreté, vous et moi, au milieux d’eux“306
(dass wir, du und ich, in ihrer Mitte sicher sind).
Angesichts der im Roman geschilderten, wenig imponierenden Taten der Herr-
scher ist es nicht verwunderlich, dass sie von den Protagonisten gelegentlich mit
harten – für jeden Zensor zweifellos zu harten – Worten bedacht werden. Maria
Theresia kommt noch glimpflich davon, wenn sie von Consuelo wegen der Ver-
wicklung in diverse Hofintrigen als „commère“, also als alte Klatschbase, bezeich-
net wird,307 während sich Friedrich der Große für die Zustände in seinem Heer
die Charakterisierung „ogre“, das heißt Menschenfresser, gefallen lassen muss.308
Österreich figuriert in dem Roman als Macht der politischen und religiösen
Unterdrückung, unter der insbesondere das böhmische Volk schmachtet. Geor-
ge Sand gibt, vermittelt über ihre Protagonisten, einen entsprechend tendenzi-
ösen Abriss des heroischen, aber bislang erfolglosen Kampfes der Böhmen gegen
das österreichische bzw. römische Joch von den Zeiten Hus’ bis zur Gegenwart,
den Jahren nach dem österreichischen Erbfolgekrieg. Die solchermaßen belehr-
te Consuelo zeigt sich beeindruckt von den drastischen Darstellungen der Unta-
ten von Mönchen und Feldherren und bekennt: „[…] je hais déjà l’Autriche de
tout mon coeur“309 (Ich hasse Österreich bereits von ganzem Herzen).
305 Ebd., Bd. 2, S. 79.
306 Ebd., Bd.
2, S.
83. Ein ähnliches Bild gibt Haydn von dem Hass, den die Lakaien gegen die Gro-
ßen dieser Erde wegen deren Untaten hegen, wenn er ihre Haltung beschreibt: „Vengeance,
ruse, perfidie, éternel dommage, éternelle inimitié aux maîtres qui se croient nos supérieurs et
dont nous trahissons les turpitudes!“ (ebd., Bd. 2, S. 208. – Rache, List, Heimtücke, Schaden
und ewige Feindschaft den Herren, die sich über uns erhaben fühlen und deren Schandtaten
wir verraten!).
307 Ebd., Bd. 2, S. 243.
308 Ebd., Bd. 2, S. 81.
309 Ebd., Bd. 1, S. 205.
6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteraturder 1840er Jahre 349
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Titel
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Autor
- Norbert Bachleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510