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John Vanbrugh, William Congreve und George Farquhar nicht. Vanbrughs
berühmteste Stücke The Provok’d Wife (1697) und The Relapse (1696) finden sich
im Original auf den Verbotslisten, das zuletzt genannte Stück auch in deutscher
Übersetzung.422 Die Infragestellung der ehelichen Treue hatte schon in England
großen Anstoß erregt und etwa Jeremy Colliers Schrift A Short View of the Immo-
rality and Profaneness of the English Stage provoziert. Sein Zeitgenosse und Spe-
zialist für Comedies of manners William Congreve ist mit The Old Batchelour
(1694) und Der Arglistige, einer Übersetzung von The Double-Dealer (1693),
sowie der englischen und einer deutschen Fassung von Love for Love (1695) ver-
treten. Von Farquhar wurden Sir Harry Wildair (1701) und The Recruiting Officer
(1706) verboten. Auch Colley Cibbers frühes Stück Love’s Last Shift, or The Fool
in Fashion (1696) kann hier eingeordnet werden. Etwa ein Jahrzehnt später ist
das Zentrum von Susanna Centlivres Schaffen angesiedelt. Ihr in Österreich
anlässlich einer Ausgabe von 1759 verbotenes Stück The Wonder: A Woman
Keeps a Secret war 1714 erschienen.
Aus der georgianischen Epoche ist Henry Fielding vertreten mit The Wed-
ding-Day (1729) sowie dem dezidiert antikatholischen Stück The Old Debau-
chees, 1732 geschrieben, 1745 revidiert und gedruckt mit dem Titel The Debau-
chee or the Jesuit Caught. Beide Stücke wurden in deutscher Übersetzung
verboten.423 Ein Schauspieler-Autor um die Mitte des 18.
Jahrhunderts ist Samu-
el Foote, dessen Satire auf den Methodistenprediger George Whitefield mit dem
Titel The Minor (1760) verboten wurde. Zweifellos weit berühmter als Schau-
spieler denn als Autor war auch David Garrick, dessen Bon Ton, or High Life
Above Stairs (1775) in deutscher Übersetzung424 in Österreich unerwünscht war.
Aus dieser Zeit stammen auch Richard Brinsley Sheridans The Duenna (1775)
und A Trip to Scarborough (1777) in französischer bzw. deutscher Version.425
Von den verbotenen englischen Dramatikern des 19.
Jahrhunderts ist zunächst
Lord Byron zu nennen. Seine Versdramen Cain, Sardanapalus, Marino Faliero
(alle 1821) und The Deformed Transformed (1824) missfielen den Zensoren. Byron
war in Österreich bekanntlich nicht nur wegen seiner Werke, sondern auch wegen
seiner politischen Aktivitäten (Teilnahme am griechischen Freiheitskampf, Kon-
takte mit italienischen Carbonari …) verpönt und stand unter polizeilicher Beob-
achtung.426 Sein engerer Kollege und Freund Shelley stand mit The Cenci in deut-
scher Übersetzung (Stuttgart 1819) auf dem Index. Von Walter Scott waren nicht
422 Der Rückfall oder die Tugend in Gefahr (Göttingen 1750).
423 Der Hochzeitstag (Kopenhagen 1759) sowie: Die Nonne oder der ertappte Mönch (Leipzig
1782).
424 Der Ton der großen Welt (Gotha 1825).
425 La Duègne (Paris 1835) bzw. Ein Ausflug nach Scarborough (Gotha 1828).
426 Vgl. dazu S. 126–127. 6.10. Englische Theaterstücke 391
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Titel
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Autor
- Norbert Bachleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510