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Vor 1918
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
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Der Staat protegirt rechtmässige Ehen und Geburten aus guten Gründen; wenn daher Stoffe oder auch Ausdrücke im Dialog vorkommen, die die uneheliche Geburt der ehelichen auf eine affectirte Art gleichmachen oder gar erheben, so ist das Bedenckliche wegzustreichen. Es verstehet sich aber, daß es auch ein Vor- urtheil ist, jemanden wegen der Geburt, für die er nichts kann, zu verachten. Wenn solche Stoffe vorkommen, wo es anfänglich nur scheint, daß eine Person des Stückes von unehelicher Geburt sey, am Ende aber sich die Rechtmässigkeit derselben entdeckt, so ist die Sache an und für sich nicht bedenklich, wie über- haupt Schein und Wircklichkeit sehr voneinander unterschieden sind. Das Wort Bastard wird im Dialog hierorts, so viel es thunlich ist, vermieden, und meistens Wechselbalg dafür gesetzt. Auch dieser Gegenstand muß der Klug- heit des Zensors überlassen werden. Auf dem Theater kommen häufig Mißheurathen vor, wo Tugend und Schönheit oft einen Rang erhält; die Sache ist meistens unbedencklich. Nur ist darauf zu sehen, daß die Farben von der Gleichgiltigkeit der Geburt nicht zu starck auf- getragen werden, oder statt einer Ausnahme von der Regel ein allgemeiner Grund- satz über die Gleichheit der Stände gemacht wird. Ausfälle auf den alten und neuen Adel, auf die Nichtigkeit der Adelsbriefe müs- sen ebenfalls vermieden werden, obwohl Thoren jeder Art, mithin auch Ahnen- stolze auf dem Theater erscheinen können, wenn nur der Stand im Ganzen geschonet wird. Es gibt ältere zu ihrer Zeit unbedencklich gewesene Stücke, wo es Kritiken auf diesen oder jenen vom Adel gab. Z.  B. im Kaufmann von Smirna [von Sébastien-Roch Nicolas Chamfort], wo sich ein Baron und ein Herr von als Sklaven befinden, die keinen Anwerth haben. Jene Stellen müssen gemildert, und derley Stücke neuerdings revidirt werden. Damit die Wörter Adel, Kavalier nicht so oft im Munde handelnder Personen herumgeschleppet werden, so kann es z.  B heissen: er glaubt, dieß thun zu dür- fen, weil er von Kondition, vom Stande, von guter Herkunft ist. Dadurch wird verhütet, daß das Wort „Adel“ nicht immer in den Ohren der Zuschauer klingt; item muß darauf gesehen werden, daß ein Stand z.  B. der bürgerliche oder Bau- ernstand vergleichungsweise nicht über den vornehmern, wenn dieser auch sei- ne Pflicht erfüllet, auf eine erniedrigende Art erhoben werde .... Von dem Worte „Aufklärung“ ist auf dem Theater eben so wenig Erwähnung zu machen als von der Freiheit und Gleichheit; denn die neue Philosophie ist im Stande wider dasjenige, was obige Wörter bedeuten, sogar zu deklamiren, weil ihr nur daran ligt, die Ohren des Publikums mit demselben zu familarisi- ren. In der Sache selbst ist es ihr aber nie Ernst. Wenn Grundsätze der sogenann- ten Aufklärung im Stücke vorgebracht werden, so werden sie nur zum Scheine gemißbilliget, indem die handelnde Person dieselben ganz schwach widerlegt oder sich blos darüber verwundert .... So wie sie gerne Stücke von den Zeiten des ehemaligen Faustrechts, von soge- Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR 458 Anhang
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Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
Titel
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
Autor
Norbert Bachleitner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20502-9
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. VORBEMERKUNGEN 11
  2. 1. EINLEITUNG 15
    1. 1.1. Zur Theorie der Zensurforschung: ,Old‘ oder ,New Censorship‘? 15
    2. 1.2. Der historisch-soziologische Zensurbegriff: Politische Machtausübung versus Autonomie der Literatur 22
    3. 1.3. Modalitäten der Zensur im historischen Verlauf 27
    4. 1.4. Wie gefährlich ist Literatur? 33
  3. 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
    1. 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
    2. 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
    3. 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
    4. 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
      1. 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
      2. 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
      3. 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
      4. 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
      5. 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
      6. 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
      7. 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
      8. 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
  4. 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
    1. 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
      1. 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
      2. 3.1.2. Die Zensoren 96
      3. 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
      4. 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
      5. 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
      6. 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
      7. 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
    2. 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
      1. 3.2.1. Verschärfung der Zensurformeln und Schedenvergabe 130
      2. 3.2.2. Visitationen und buchhändlerische Schliche 134
      3. 3.2.3. Klagen und Proteste der Buchhändler 140
      4. 3.2.4. Die Zensur und die Autoren 143
    3. 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
      1. 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
      2. 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
      3. 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
      4. 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
      5. 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
      6. 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
      7. 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
      8. 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
      9. 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
      10. 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
  5. 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
    1. 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
      1. 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
      2. 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
      3. 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
      4. 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
      5. 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
      6. 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
      7. 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
      8. 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
    2. 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
      1. 4.2.1. Habsburgische Bücherzensur in den lombardischen Gebieten vor 1797 218
      2. 4.2.2. Organisation der Zensur im Veneto 1797–1805 220
      3. 4.2.3. Organisation der Zensur in Lombardo-Venetien 1814–1816: Theoretische Grundlagen 222
      4. 4.2.4. Der Zensurbetrieb bis 1848 226
  6. 5. DIE THEATERZENSUR 239
    1. 5.1. Theaterzensur als aufklärerische Maßnahme unter Maria Theresia und Joseph II. (1770–1790) 239
    2. 5.2. Die Theaterzensur in der Epoche Franz’ II./I. (1792–1835)und Ferdinands I. (1835–1848) 241
      1. 5.2.1. Organisation und Grundsätze der Zensur 241
      2. 5.2.2. Beispiele zensurierter Stücke 247
  7. 6. FALLSTUDIEN 259
    1. 6.1. Periodika 259
      1. 6.1.1. Die Allgemeine Deutsche Bibliothek (1765–1805) 261
      2. 6.1.2. Der (Neue) Teutsche Merkur (1773–1810) 263
      3. 6.1.3. Die Isis (1817–1848) 265
      4. 6.1.4. Die Bibliothek der neuesten Weltkunde (1828–1848) 267
    2. 6.2. Chroniques scandaleuses 269
    3. 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
      1. 6.3.1. Der Teufel 282
      2. 6.3.2. Der Suizid 287
    4. 6.4. Die deutsche Klassik 296
      1. 6.4.1. Gotthold Ephraim Lessing 296
      2. 6.4.2. Jakob Michael Reinhold Lenz 300
      3. 6.4.3. Christoph Martin Wieland 301
      4. 6.4.4. Johann Wolfgang von Goethe 305
      5. 6.4.5. Friedrich Schiller 311
      6. 6.4.6. Heinrich von Kleist 313
      7. 6.4.7. Friedrich Hölderlin 316
      8. 6.4.8. Jean Paul 317
    5. 6.5. Die Romantiker 321
      1. 6.5.1. Novalis 321
      2. 6.5.2. Ludwig Tieck 323
      3. 6.5.3. Clemens und Sophie von Brentano 328
      4. 6.5.4. Achim von Arnim 330
      5. 6.5.5. E. T. A. Hoffmann 334
    6. 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
    7. 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
      1. 6.7.1. George Sand 348
      2. 6.7.2. Alexandre Dumas 351
      3. 6.7.3. James Fenimore Cooper 353
      4. 6.7.4. Honoré de Balzac 355
      5. 6.7.5. Eugène Sue 357
    8. 6.8. Geschichtsepik 359
      1. 6.8.1. Ugo Foscolo 361
      2. 6.8.2. Johann Georg Schultheiss 362
      3. 6.8.3. Hubert Louis Lorquet 365
      4. 6.8.4. Eduard Habel 369
      5. 6.8.5. Hermann Kunibert Neumann 371
    9. 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
      1. 6.9.1. Casimir Delavigne 374
      2. 6.9.2. George Sand 378
      3. 6.9.3. Honoré de Balzac 381
      4. 6.9.4. Bayard und Vanderburch 385
      5. 6.9.5. Balisson de Rougemont 387
    10. 6.10. Englische Theaterstücke 389
      1. 6.10.1. Beaumont und Fletcher 392
      2. 6.10.2. Shakespeare, bearbeitet von Johann Friedrich Schink 394
      3. 6.10.3. Henry Fielding 400
      4. 6.10.4. Mary Russell Mitford 403
  8. 7. AUSBLICK 407
  9. ANHANG 411
    1. 1. Zensurprotokolle 411
      1. Protokoll der Studien u Bücherzensurs Hofcom. v. 23. Okt. 1789 411
      2. Protokoll der Studien und Bücher-Censurs Hofkommission v. 7. July 790 412
      3. Auszüge aus Zensurprotokollen des Jahres 1805 412
      4. Auszüge aus Zensurprotokollen des Jahres 1810/11 413
    2. 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
      1. Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
      2. „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
      3. Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
      4. Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
      5. Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
      6. Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
      7. Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
      8. Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
      9. Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
      10. Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
  10. ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
  11. BIBLIOGRAPHIE 480
    1. Benützte Archive 480
    2. Bibliographien, Verbotslisten und -kataloge 480
    3. Andere Quellen 481
    4. Literarische Texte 486
    5. Forschungsliteratur 491
  12. REGISTER 510
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