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Einleitung | 15
Der geographische Schwerpunkt der vorliegenden Publikation liegt vorrangig auf
der ehemaligen Provinz Noricum, die neben einem Großteil des heutigen öster-
reichischen Staatsgebietes auch den bayerischen Chiemgau und Teile des nördlichen
Slowenien umfasste. Da der Grenzverlauf der antiken Provinzen für die frühen
Inschriftensammler nicht von Bedeutung war, ist es erforderlich, auch Denkmäler
aus Raetia, Dalmatia und Italia, vor allem aber aus Pannonia (Pannonia Superior nach
der Teilung unter Kaiser Trajan Anfang des 2. Jh. n. Chr.) in die Untersuchungen mit
einzubeziehen, um zu profunden Aussagen über die Arbeitsweise der auctores anti-
quissimi zu gelangen. Dies gilt insbesondere für Augustinus Tyfernus, der aufgrund
der damaligen Zugehörigkeit von Krain und der Untersteiermark zu den habsburgi-
schen Erblanden auch zahlreiche Inschriften aus Pannonia Superior überliefert, sowie
aus dem antiken Emona (h. Ljubljana), das nach längerer Diskussion und aktuellem
Fund eines Grenzsteines nun wohl doch Italia (regio decima) zuzuordnen ist.9 In der
vorliegenden Arbeit werden Inschriften aus Emona aufgrund der stets gemeinsamen
Überlieferung mit Denkmälern aus den übrigen altösterreichischen Ländern und
ihrer bisherigen Zuordnung im CIL, auf die laufend Bezug zu nehmen ist, unter den
oberpannonischen Inschriften geführt.
In chronologischer und thematischer Hinsicht stehen jene Werke des ausgehenden
15. und ersten Drittels des 16. Jahrhunderts, die norische Inschriften enthalten, im
Zentrum der Untersuchung, verbunden mit der Frage nach ihren Autoren, mög-
lichen Quellen und Zusammenhängen. In Hinführung auf diesen Schwerpunkt wer-
den die ältesten Formen der Überlieferung römerzeitlicher Inschriften kurz beleuch-
tet und die ersten, noch dem Mittelalter zuzurechnenden Textwiedergaben der In-
schriften CIL III 5671 und 5630 in zwei oberösterreichischen Handschriften unter-
sucht (Kap. 1). Anschließend wird der Blick auf den italienischen Humanismus als
„Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik und seine Vorbildwirkung für unseren
Raum gerichtet (Kap. 2), ehe sich Kapitel 3 den Anfängen humanistischer Inschriften-
überlieferung im Ostalpenraum widmet. Diese Abschnitte erheben wie die voran-
stehenden keinesfalls den Anspruch, eine vollständige Geschichte der Anfänge der
Epigraphik zu bieten, enthalten aber Beiträge dazu. Im Anschluss an die Unter-
suchung des Itinerarium von Paolo Santonino aus den 80er Jahren des 15. Jahrhun-
derts, das (aufgrund seines übrigen Inhalts erstaunlicherweise) die frühesten voll-
ständigen Abschriften von fünf Inschriften aus Celeia enthält, steht die Phase des für
die Anfänge der Epigraphik so wichtigen Aufschwungs altertumskundlicher For-
schung unter Maximilian I. im Blickpunkt. Vor allem wird der Frage nachgegangen,
welche Humanisten den römerzeitlichen Inschriften nicht nur Interesse entgegen,
sondern dieses auch in Form von eigenen Textabschriften zum Ausdruck gebracht
haben.
9 Siehe dazu Fundbericht und Argumentation von Marjeta Šašel Kos, The boundary stone between
Aquileia and Emona, in: Arheološki vestnik 53 (2002) 373–382, darauf aufbauend dies., Emona was in
Italy, not in Pannonia, in: The autonomous Towns of Noricum and Pannonia / Die autonomen Städte in
Noricum und Pannonien. Pannonia I (Situla 41), Ljubljana 2003, 11–19, und vertiefend dies., The Pro-
blem of the Border between Italy, Noricum, and Pannonia, in: Tyche 29 (2014), 153–164 mit Taf. 10–11.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548