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34 | Inschriftenüberlieferung bis zum Ende des 14. Jahrhunderts
heute in der Münchener Staatsbibliothek aufbewahrte Kopie einer (verlorenen)
Abschrift des Bernhard von Melk79 und eine weitere heute in Wien befindliche
Abschrift aus dem Kloster Waldhausen.80
Eine in anderen Zusammenhängen durchgeführte Analyse der Schrift von Johannes
Fuchsmagen81 erbrachte schließlich das aufschlussreiche Ergebnis, dass die erwähnte
Randbemerkung aus seiner Hand stammt. Das Vorkommen der Hand Fuchsmagens
in einem Kremsmünsterer Codex verwundert allerdings nur wenig, wenn man weiß,
dass im selben Stift 17 eigenhändige Briefe von ihm an Abt Johannes Schreiner aus
den Jahren 1507–1509 aufbewahrt werden, denen eine persönliche Bekanntschaft der
beiden Männer zugrunde lag.82 Zudem pflegte Fuchsmagen sehr häufig in den von
ihm benutzten Handschriften Randbemerkungen zu hinterlassen, insbesondere
neben jenen Textstellen, an denen römerzeitliche Inschriften erwähnt wurden.83
Berchtolds Abschrift soll nach Theodor Mommsen auch Grundlage für die Wieder-
gabe der Lorcher Inschrift in der Inschriftenpublikation von Apianus/Amantius aus
dem Jahre 1534 gewesen sein („Ex Bernardo aperte pendet Apianus 448,2“)84, doch wird
noch zu zeigen sein, dass hier Zwischenstufen in der Überlieferung anzusetzen
sind.85
Ferner interessierte sich Richard Strein, Freiherr von Schwarzenau (1538–1600),
nach eigener Aussage bereits in seinen Jugendjahren für den Text der Inschrift und
erklärte dessen Bedeutung sogar dem damaligen Besitzer des Römersteines.86 Dies
war gewiss ein Grund dafür, dass ihm der antike Fund im Jahre 1597 geschenkt und
79 CLM 14233 aus dem frühen 15. Jh.; der Codex war einst im Besitz des Regensburger Benediktiner-
stiftes St. Emmeram. Als Digitalisat online im Internet verfügbar (persistente URL):
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00046882/image_1.
80 CVP 3399 aus dem 16. Jh. (laut Eintrag vom 10. Jänner 1540 einst im Besitz des Wiener Bischofs
Johann Fabri, dem auch eine Handschrift mit der Inschriftensammlung des Augustinus Tyfernus
gehörte). Fol. 386r–401r des CVP 3399 enthalten die Passauer Bischofsreihe mit dem für den vor-
liegenden Zusammenhang relevanten Prolog und den Abschnitt über die Herzöge von Bayern
und Österreich.
81 Vgl. hiezu v. a. die Untersuchung des CT 3569 und 3334 (Kap. 3.2), ferner des CP XIII G 14
(Kap. 7.1).
82 Zur Edition der Briefe siehe Richard Newald, Beiträge zur Geschichte des Humanismus in Oberöster-
reich, in: JOÖMV 81 (1926) 153–223. Sie werden heute in einem Papierumschlag im Stiftsarchiv
Kremsmünster aufbewahrt (Sig.: 105.I.p), jedoch ist der bei Newald als Nr. 1 edierte deutsch-
sprachige Brief Fuchsmagens nicht (mehr?) dabei. Gleichsam an seiner Stelle findet sich allerdings
ein anderes Schreiben (ohne Adressat auf der Rückseite), das wie die übrigen in lateinischer
Sprache verfasst wurde.
83 Siehe Kap. 3.4 und 7.3.2.
84 CIL III 5671.
85 Siehe dazu Kap. 3.4, 7.3.2 und 10.5.2 (Pkt. 4).
86 Zu dieser von Strein berichteten Anekdote siehe Andreas Zajic, Invention und Intentionen eines
gelehrten Genres: Gedruckte Inschriftensammlungen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Mit exemplari-
schen Glossen zur Praxis (epigraphischer) Gelegenheitsdichtung des Adels in der frühen Neuzeit, in:
Christine Magin, Ulrich Schindel, Christine Wulf (Hrsg.), Traditionen, Zäsuren, Umbrüche.
Inschriften des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im historischen Kontext. Beiträge zur
11. Internationalen Fachtagung für Epigraphik vom 9. bis 12. Mai 2007 in Greifswald, Wiesbaden
2008, 165–192, hier: 165 (mit teilweiser Wiedergabe des Wortlautes).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548