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54 | Humanismus und Renaissance aus epigraphischer Sicht
seine Sammlung nach Mommsens Urteil von größter Zuverlässigkeit und Kenntnis
der Materie.179
Wie bereits erwähnt, haben zahlreiche auctores die Sammlung des sogenannten Ter-
gestinus Antiquus benutzt, sodass die genannten norischen Inschriften auch in wei-
teren Manuskripten zu finden sind. Wenn man auch nur exemplarisch die Über-
lieferung dieser drei Inschriften etwas genauer betrachtet, fällt auf, dass die Kompi-
latoren ihrerseits vielfach nur einen Teil der Vorlage benutzten: So zum Beispiel der
oft „Antiquarius“ genannte Veroneser Felice Feliciano, der bereits als einer der Epi-
gonen Ciriacos erwähnt wurde.180 In seiner Inschriftensammlung, die in Form zweier
autographer Codices erhalten geblieben ist181, griff er nicht nur auf Ciriacos Manu-
skripte zurück, sondern neben weiteren auch – direkt – auf die Sylloge Signoriliana
und die Sylloge Poggiana. Von den drei oben genannten norischen Inschriften finden
sich bei Feliciano nur zwei (CIL III 5194 und 5307), dafür allerdings in beiden Hand-
schriften.182
Unter den Nachfolgern des sogenannten Tergestinus Antiquus besonders hervor-
zuheben ist die als Liber Redianus bekannt gewordene Handschrift der Florentiner
Biblioteca Laurenziana (Codex Redianus 77). Theodor Mommsen gelang es, als
Verfasser einen gewissen Alexander Strozza zu identifizieren.183 Neben den drei
oben genannten Denkmälern aus Celje bzw. Slovenska Bistrica aus der Sam mlung
des „Tergestinus Antiquus“184 enthält der Florentiner Codex den einzigen Beleg für
eine weitere, heute verschollene Inschrift aus der Provinz Noricum, nämlich CIL
III 5702 (+11828).185 Es handelt sich dabei um eine Grabinschrift aus Arnoldstein, die
ein Tribun der legio X seinen Eltern gesetzt hat.
Der Abschrift des Textes fügte Strozza die unklare Ortsangabe „Olistain Charintiae
regionis in abbatia“ hinzu. Damit dürfte weniger das Kloster Viktring gemeint sein
(„in schlechter Erinnerung mit den Namen der nahen Orte Hollenburg und Stein
confundiert“, wie Friedrich Pichler vermutete186), sondern vielmehr das ehemalige
179 CIL V, S. 55a.
180 Vgl. Charles Mitchell, Felice Feliciano Antiquarius, in: Proceedings of the British Academy 47 (1961)
197–221.
181 Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Codex (Venetus Marcianus Latinus) X, 196 bzw. Verona,
Biblioteca Capitolare, Codex (Veronensis Latinus) 269. Die an Andrea Mantegna gerichteten
Widmungsbriefe der beiden Handschriften tragen die Jahreszahlen 1463 bzw. 1464, die Samm-
lungen wurden aber auch später noch ergänzt. Vgl. CIL III, S. XXIV; CIL VI, S. XLII, sowie Weiss,
Discovery of Antiquity 148–149.
182 CIL III 5194: BNM, Cod. X 196, Nr. 23; BCV, Cod. 269, Nr. 27;
CIL III 5307: BNM, Cod. X 196, Nr. 24; BCV, Cod. 269, Nr. 24.
183 „Venetiis die 15 Aug. 1474 Alex. Stro[zza] scrip. et pinxi" ist in der praescriptio zu lesen. Die Datums-
angabe ist nach Mommsen eher als Beginn-, denn als Abschlussangabe zu sehen (siehe CIL III,
S. XXXI. Vgl. auch CIL VI, S. XLIII).
184 Codex Redianus 77, fol. 143 (CIL III 5307) und fol. 148v (CIL III 5194 und 5235).
185 Die übrigen zwei Belege gehen auf den Codex Redianus zurück.
186 Pichler, Römerinschriftliteratur 239.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548