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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 75
sogar einige Namen von Personen, die dabei mitgewirkt haben bzw. anwesend
waren, darunter Bedienstete des Hofes und der ausführende Steinmetz.289
Die Anwesenheit des Kaisers bei der Einmauerung des Inschriftsteines ist nicht
bezeugt, auch nicht jener Gelehrten, die um und für Maximilian I. in historischen,
insbesondere in genealogischen und altertumskundlichen Belangen tätig waren. An
der Spitze dieses erlesenen Kreises ist nicht nur der bereits erwähnte Konrad Peu-
tinger aus Augsburg zu nennen, sondern auch Konrad Pickel (Celtis), Johannes
Spießhaymer (Cuspinianus) und Johannes Fuchsmagen (Fusemannus). Die drei letzt-
genannten hatten ihren Lebensmittelpunkt aus verschiedenen Teilen des Reiches
nach Wien verlegt und vermochten aus ihrer gewichtigen Position im kaiserlichen
Umfeld die Etablierung humanistischen Gedankengutes voranzutreiben. Wie die
Untersuchungen in der vorliegenden Arbeit zeigen werden, sollten nicht zuletzt
diese Männer – in völlig unterschiedlicher Form und Intensität – dazu beitragen,
dass das antike Vindobona relativ rasch zu einer Art Knotenpunkt für die Über-
lieferung römerzeitlicher Inschriften wurde.
Die ehemaligen Provinzgrenzen zwischen Noricum und Pannonia (Superior) haben bei
der frühen humanistischen Sammeltätigkeit kaum eine Rolle gespielt. Dagegen kön-
nen – aus vornehmlich epigraphischem Blickwinkel – in der zeitgenössischen geo-
graphischen Situation wesentliche Einflussfaktoren festgestellt werden und zwar in
Form von zwei „Einflussachsen des Humanismus“. Diese beiden zum Teil wechsel-
seitigen Einflussrichtungen nehmen ihren Ausgang in Süddeutschland (wo beson-
ders Augsburg und Ingolstadt zu nennen sind) bzw. im slowenischen Raum (Zen-
tren waren v. a. Cilli und Laibach), gehen jedoch in ihrem Kern auf italienisches
Gedankengut zurück.
Beide Strömungen sind naturgemäß auf das Engste mit den handelnden Personen
verknüpft. So trifft man in Augsburg zunächst abermals auf den Namen von Konrad
Peutinger. Die Stadt war aber auch die Heimat von Kardinal Matthäus Lang von
Wellenburg, einem der Männer im engsten Machtbereich des Kaisers und späterem
Besitzer der Jünglingsstatue vom Magdalensberg, sowie des Handelsgeschlechts der
Fugger, die nicht nur als Financiers des Kaisers eine maßgebliche Rolle spielten.
Auch der außerhalb der Inschriftenüberlieferung weitgehend unbekannte Johannes
Choler stammte aus Augsburg. Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius wie-
derum waren (etwas später) schwerpunktmäßig in Ingolstadt tätig, jener Stadt, die
Konrad Celtis zugunsten von Wien verlassen hatte. So wurde die enge Beziehung
zwischen Peutinger in Augsburg und Celtis sowie Fuchsmagen in Wien für diese
geographische Einflussrichtung prägend. Ein wesentlicher Grund für die geistige
(FgLkSt 55), Wien/Berlin 2011, 208–209, v. a. Anm. 231, sowie Karl, Humanistische Antikenrezeption
54–55 (mit Abb. der Vorderseite) und 150.
289 Der erwähnte Zettel ist heute nur in Form einer Pause erhalten, die 1854 von einem wegen
Wasserflecken schlecht leserlichen Original angefertigt wurde. Eingehende Untersuchungen zu
den genannten Personen und den genauen Umständen der Einmauerung (1506/1508?) sind noch
ausständig.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548